Sechs wichtige Lektionen zur Börse

Intro

Welche Lektionen sollte man an der Börse gelernt haben?

Immer wieder ertappe ich mich selber dabei, wie ich eine dieser sechs Lektionen missachte.

Doch es geht nicht nur mir so: In Facebook-Gruppen, YouTube-Kommentaren oder auf Instagram werden immer wieder die gleichen sechs Themenfelder besprochen. Das liegt überwiegend daran, dass viele Börsenneulinge keine Zeit und Energie mehr aufwenden, um die Theorie zu erlernen. An der Börse ist es nicht so wie im Casino: einfach mal Geld einsetzen, Aktien kaufen und mit Glück entsteht daraus ein Gewinn. Eine Aktie ist eine Unternehmensbeteiligung und kein Glücksspiel. Was sich wirklich hinter einer Aktie verbirgt und wie man diese Investition betrachten sollte, habe ich bereits früher schon mal thematisiert: Was sich wirklich hinter einer Aktie verbirgt.

Es gibt ein grundlegendes Wissen, welches vor der ersten Investition bekannt sein sollte. Manches davon habe ich bereits unter dem Menüpunkt „Basiswissen“ zusammengefasst. Ich behaupte jedoch, dass die meisten Fehler an der Börse durch menschliche Emotionen geschehen – doch an der Börse sollte stets rational und nicht emotional gehandelt werden. Die wichtigsten sechs Lektionen hierzu möchte ich jedoch noch mal näher erläutern:

Lektion 1

Finanzdenken schnell reich

FOMO – Fear Of Missing Out

Ein wichtiger Grund ist FOMO (Fear Of Missing Out). Also die Angst, etwas zu verpassen. Viele Nachrichtensender erzählen täglich von den Börsenkursen und zusätzlich schreiben einschlägige Zeitschriften sowie Börsenexperten regelmäßig über Kauf und Verkauf von Aktien. Nehmen wir den vergangenen Corona-Crash im März 2020 als Beispiel, so eröffneten viele Börsenneulinge schnell ein Depot (z.B. in Amerika bei Robin Hood und in Deutschland bei Trade Republic) und tätigten Investitionen (oder Spekulationen), weil sie Angst hatten, einen Börsenanstieg zu verpassen. Emotionen wie die Gier oder die Angst sind an der Börse jedoch fehl am Platz. Der Schritt auf das Börsenparkett ist grundsätzlich eine clevere Entscheidung, allerdings fehlt es den Börsenneulingen an einem Finanzdenken und einer Strategie. Es werden sich stark abgestürzte Aktien (sogenannte fallen angels) gekauft und anschließend darauf spekuliert/gehofft, dass der Kurs wieder auf das vorherige Niveau steigt. Doch ob und wann so eine General Electric, Ford, GE, TUI oder Carnival wieder einen Aktienkurs wie früher erreichen, kann niemand vorhersagen. Es ist eine Spekulation oder ein Zock, jedoch keine nachhaltige Geldanlage.

Lektion 2

Home Bias

Eine weitere Lektion thematisiert den sogenannten Home Bias. Hiermit ist die überproportionale Gewichtung der eigenen Investitionen auf dem Heimatmarkt gemeint. Als Aktionär mit Wohnsitz in Deutschland fallen einem sofort die großen Unternehmen aus Deutschland ein, in welche man investieren könnte. Allein die Tatsache, dass eine VW, Adidas, BASF oder Bayer aus Deutschland kommen, machen diese für uns scheinbar greifbarer. Als Deutscher kennt man diese Unternehmen schließlich besser als amerikanische Unternehmen und man denkt gleichzeitig, man könne diese daher auch besser einschätzen. Doch dies ist in der Regel ein Irrtum. Der Home Bias hat demnach den Nachteil, dass sich die Verteilung der eigenen Investitionen stark einschränkt. Nur in deutsche Unternehmen investiert zu sein, bedeutet ein großes Klumpenrisiko. Zum einen regional und zum anderen auch branchenspezifisch, denn Deutschlands größte Unternehmen sind vielfach auf Automobile spezialisiert. Es ist also sinnvoll, seine Investitionen international zu tätigen und das Risiko zu streuen – Stichwort: Diversifikation.

Lektion 3

Rückschau

Niemand kann die Zukunft voraussagen. Daher kann auch niemand sagen, wann und ob ein Crash bevorsteht. Viele Crash-Propheten wie Dirk Müller, Max Otte, Friedrich & Weik reden jedes Jahr aufs Neue von bevorstehenden Crashs. Da die Wirtschaft bzw. die Konjunktur in Zyklen verläuft (Expansion, Boom, Rezession, Depression) ist es völlig normal und auch notwendig, dass nach einem Aufschwung irgendwann ein Abschwung folgt. Doch wann und wie stark dieser erfolgt, kann wiederum niemand sagen.

Doch in der Rückschau können von solchen Experten immer schlaue Schlussfolgerungen gezogen werden. Diese Schlussfolgerungen lassen den „Crash“ im Nachhinein oftmals als logisch und plausibel aussehen, doch in diesem einen Moment weiß es einfach niemand. Niemand kennt die Zukunft und im Nachhinein schlaue Sprüche zu klopfen, sollte ebenfalls unbeachtet bleiben. Also nicht von der Angst zu irgendwelchen Handlungen verleiten lassen und immer bedenken, dass niemand die Zukunft kennt.

Lektion 4

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Der Herde folgen

Viele Aktionäre und gerade Börsenneulinge können Unternehmen nicht anhand ihren fundamentalen Kennzahlen analysieren und bewerten. Dies ist heutzutage aber auch gar nicht mehr nötig. Wieso sollte man sich dutzende von Seiten der Geschäfts- und Quartalsberichte durchlesen und anhand der Kennzahlen eine Unternehmensanalyse erstellen. Googelt man das entsprechende Unternehmen, findet man verschiedene Bewertungssseiten wie beispielsweise das Aktien-Terminal von TraderFox oder bereits getätigte Analysen von anderen Aktionären.

Doch es gibt eine Vielzahl an Aktionäre, die beispielsweise sehr viel von Analysten-Bewertungen halten. Wenn beispielsweise eine JPMorgan, Goldman Sachs oder UBS ein anderes Rating für ein Unternehmen veröffentlicht, hat dies in der Regel Auswirkungen auf den Aktienkurs. Ein weiteres Phänomen ist das (relativ) blinde Nachkaufen von Aktien. Immer wenn bekannt wird, dass beispielsweise Warren Buffet eine Investition getätigt hat, kaufen viele Aktionäre ebenfalls diese Aktien. Aber es muss gar nicht die Börsenlegende Buffet erwähnt werden. Schauen wir auf die vielen Depotvorstellungen in den einschlägigen Facebook-Gruppen, so sehe ich immer öfter das Unternehmen „11 Bit Studios“. Ein relativ unbekanntes und kleines Unternehmen aus Polen, welches sich jedoch im Depot eines sehr bekannten deutschen Bloggers befindet. Durch die Veröffentlichung und Vorstellung seiner Investition, kauften ebenfalls viele Börsenneulinge dieses Unternehmen.

Neben solchen Empfehlungen, Analysen oder lediglich Informationen einiger Personen oder Institutionen gibt es noch das Timing des Kaufes und Verkaufes. Erlebt die Konjunktur einen Boom und den Unternehmen geht es prächtig, kaufen viele Aktionäre kräftig zu. Schwächelt die Konjunktur und die Aktienkurse sinken, verkaufen viele Aktionäre panisch ihre Aktien. Wenn einige anfangen zu verkaufen, folgen viele dieser Entscheidung und gehören damit zu den Zittrigen. Alle Hartgesottenen sammeln die Aktien nun günstig auf. Hier ist ein antizyklisches Handeln gefragt.

An dieser Stelle passt das Zitat von Rothschild: „Kaufen, wenn die Kanonen donnern. Verkaufen, wenn die Violinen spielen.“

Lektion 5

Bestätigungsfehler

Der Bestätigungsfehler besagt, dass wir Menschen automatisch nach einer Bestätigung unserer Annahmen suchen. Wir suchen so lange, bis wir eine Bestätigung erhalten haben und das unser Handeln nun rechtfertigt. Die möglichen Risiken werden hierbei oftmals ausgeblendet. Dies ist jedoch ein fataler Fehler, denn so entsteht die Gefahr, dass man selbst bei Eintreten des Risikos noch blind bleibt. Im Falle eines Aktienkaufes lässt man demnach die Verluste laufen, anstatt sie zu begrenzen.

Nur weil dieses Jahr ein Crash eingetreten ist nach zwölf Jahren, heißt das nicht das alle Crash Propheten Recht hatten. Nur weil sie es immer wieder vorhersagen, muss es schließlich irgendwann mal eintreten. Und dieser Eintritt wird deutlich höher gewichtet als die dutzende Male zuvor, wo nichts passiert ist. Es ist also wichtig, sich nicht nur auf Informationen zu berufen, die einem gerade passen. Hier sollten wiedermal die Emotionen außen vor gelassen werden und rational anstatt emotional gehandelt werden.

Lektion 6

Overconfidence-Bias

Diese Lektion thematisiert die Selbstüberschätzung. Jeder kennt die Umfragen, dass beispielsweise 80% der Autofahrer/innen denken, sie würden besser fahren als alle anderen.

Nehmen wir wieder den Corona-Crash als Beispiel. Wer den Mut hatte, Ende März und Anfang April in Technologie-Unternehmen zu investieren, der wurde mit reichlich Rendite belohnt. Viele Börsenneulinge hatten Glück und taten genau dies. Sie erzielten unglaubliche Renditen innerhalb kürzester Zeit. In Foren wurde sich über Warren Buffet lustig gemacht, welcher nicht investierte und sein Unternehmen Berkshire Hathaway Kursverluste erlitt. Börsenanfänger verglichen sich mit Börsenlegenden. In meinen Augen ein klarer Fall von Selbstüberschätzung. Nur weil man einen Lucky Punch hatte, ist man nicht automatisch der größte Investor. Durch diesen Höhenflug werden jene Börsenneulinge dazu ermutigt, zukünftig mit größeren Summen investieren. Doch einen zweiten und einen dritten Lucky Punch schaffen die Wenigsten. Auch an dieser Stelle wird emotional anstatt rational gehandelt. Diese Anleger werden gierig und gehen Risiken ein, was sich früher oder später rächen wird.

Fazit

Zusammenfassend…

… kann man sagen, dass alle sechs Lektionen wichtig sind, um an der Börse nachhaltig sein Geld zu investieren und Kapitalaufbau betreiben zu können. Alle Lektionen haben mit den menschlichen Emotionen zu tun. Sobald Angst oder Gier jedoch überhand nehmen, werden keine rationalen Entscheidungen mehr getroffen und dies führt oftmals zu Verlusten.

Eine Vorgehensweise, um solche Emotionen außen vor zu lassen, sind Sparpläne. Ich habe vor einigen Wochen meine eigene Vorgehensweise beschrieben, denn sie beinhaltet eine Kombination aus Aktien- und ETF-Sparplänen. Durch die Automatisierung, komme ich gar nicht erst in die Versuchung, Markettiming zu betreiben oder Emotionen zuzulassen. Der Sparplan wird stumpf monatlich ausgeführt und das war es. Umso mehr automatisiert wird, desto passiver und rationaler wird die Angelegenheit.

Wenn Du diese sechs Lektionen kennst und auch versuchst umzusetzen, dann bist Du dem Kapitalaufbau einen großen Schritt näher gekommen. Viel Erfolg & bleib gesund!

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