Was sich wirklich hinter einer Aktie verbirgt
Intro
Aktien erhalten mediale Aufmerksamkeit
Gerade im ersten Quartal 2020 waren Themen rund um Aktien, ETFs und der Börse allgemein medial sehr präsent. Neben den Neuigkeiten über COVID-19 wurde ebenfalls über die abschwächende Wirtschaft, einer kommenden Rezession, Massenarbeitslosigkeit und einer Welle von Insolvenzen geredet. Zudem war der DAX Aufsteiger Wirecard mal wieder in den Nachrichten. Alles hängt irgendwie miteinander zusammen, doch was genau sind denn nun eigentlich Aktien?
Wertpapiere
Aktien sind Wertpapiere
Geben wir den Begriff „Aktie“ bei Google ein, so erhalten wir anfänglich eine Definition von Wikipedia. In dieser steht drin, dass eine Aktie ein Wertpapier ist und den Anteil an einer Aktiengesellschaft verbrieft. Also eine Art Urkunde über gewisse Rechte. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurden solche Urkunden auch noch jedem Aktionär ausgestellt. Doch aus Kosten- und Sicherheitsgründen wurde dies eingestellt und alle Aktien wurden sodann bei der jeweiligen Bank im Depot aufbewahrt.
Unter einem verbrieften Anteil kann man sich allerdings nur bedingt etwas vorstellen. Auch wenn diese Definition wirtschaftlich korrekt ist, ist sie irgendwie nicht greifbar. Um Dir trotzdem ein Bild mitzugeben, siehst Du folgend ein Wertpapier aus dem Jahre 1915 von der Bibliographischen Institut AG:
Unternehmens-
beteiligung
Aktien sind Unternehmensbeteiligungen
Greifbarer ist dann doch eher der Begriff der Unternehmensbeteiligung. Als Aktionär beteiligt man sich mit seinem eigenen Geld an einem börsennotierten Unternehmen, sodass dieses ab sofort mit dem Geld des Aktionärs arbeiten kann. Im Gegenzug erhält man Aktien dieses Unternehmens.
Um auch den Begriff der Unternehmensbeteiligung anschaulicher zu gestalten, folgendes Beispiel: Du kaufst Dir Aktien von Apple. Mit Deinem investierten Kapital kann Apple nun beispielsweise einen Zulieferer bezahlen, welcher die Kameras für die iPhones liefert. Irgendwo auf der Welt hat nun jemand ein iPhone, dessen Kamera Du beispielsweise bezahlt hast. Vielleicht ist es ja sogar Dein eigenes?
Investition in das Unternehmen und sein Management
Dein Kapital wurde also von Apple wirtschaftlich sinnvoll verwendet und gewinnbringend genutzt. Hierdurch schafft es Apple, mehr Umsatz und letztlich auch mehr Gewinn zu erwirtschaften, weshalb vereinfacht gesagt, der Aktienkurs steigt und die Dividende angehoben werden kann. Das Geld der Aktionäre wird also zum Eigenkapital des Unternehmens gezählt, mit welchem dieses nun wirtschaftlich sinnvoll handeln muss. Tut es das nicht, so wird weniger Umsatz und Gewinn erwirtschaftet. Der Aktienkurs sinkt und die Dividende wird gekürzt oder gar gestrichen. Die Aktionäre legen ihr Geld also vertrauensvoll in das Management des investierten Unternehmens. Diversifiziert man seine Investitionen auf viele einzelne Unternehmen, so lag man in der Vergangenheit mit Aktien langfristig im Plus.
Kurzes Statement zu Wirecard
Um das aktuelle Thema „Wirecard“ aufzugreifen, so wussten (fast) alle Aktionäre bereits im Vorfeld, dass der Wirecard-Chef Markus Braun nicht sehr transparent und professionell mit den seit Jahren bestehenden Bilanzmanipulationsvorwürfen umgegangen ist. Bei Wirecard haben sich am 18.06.2020 sehr viele Anleger die Finger verbrannt und Geld verloren. Es ist also nicht nur eine Investition in das Unternehmen und seine Produkte/Dienstleistungen, sondern auch in das Management. Das Geschäftsmodell von Wirecard ist wirklich super, denn der niederländische Konkurrent Adyen ist hochprofitabel. Doch hier wurde nicht an den eigenen Zahlen manipuliert und das Management agiert viel professioneller. Daher ist es wichtig, sich mit einem Unternehmen und dem Management zu beschäftigen, bevor man in dieses investieren möchte. Einige Anleger wussten daher, dass Wirecard eine Spekulation darstellt und hatten mit Verlusten gerechnet. Viele andere Anleger dachten jedoch, dass Wirecard eine gute Investition darstellt und wurden nun bitter enttäuscht. In meinen Augen sollte es als Lehrgeld verstanden werden, denn in den meisten Fällen war hier die Gier größer als die rationale Betrachtung. Daher sollte man an der Börse stets rational und nicht emotional handeln.
So langsam wird das Bild einer Aktie klarer, oder?
Produkte und Dienstleistungen
Aktien sind Produkte und Dienstleistungen
Um Dir ein wirklich praktisches Bild zu vermitteln, möchte ich Dir noch folgende Fragen stellen: Welches Haarshampoo benutzt Du? Was hast Du heute Morgen getrunken? Musste bei Dir schon mal vor Ort der Internetanschluss oder Kabelfernsehen freigeschaltet werden? Wann hast Du das letzte Mal Essen bestellt? Welches Handy hast Du? Welches Auto fährst Du? Spielst Du gerne Spiele am Handy oder am PC? Welche Kleidungsmarken trägst Du gerne?
Sicherlich hast Du Dir bei einigen Fragen gedanklich die Antwort vorgestellt und fragst Dich jetzt, was diese Fragen sollen. Hinter jedem Produkt und jeder Dienstleistung steckt logischerweise ein Unternehmen. Sehr viele hiervon sind börsennotiert, sodass Du in diese investieren kannst. Du trinkst also täglich eine Coca-Cola? Wäre man Coca-Cola Aktionär, so würde man sich quasi in die eigene Tasche wirtschaften. Du kaufst oft bei DM Haushaltsartikel ein? Viele Produkte sind beispielsweise von Unilever oder Procter & Gamble und diese Unternehmen sind börsennotiert. Du bist ein Fan von Apple und hast iPhone, iPad und Macbook zu Hause? Dann könnte man über eine Investition in das Unternehmen Apple nachdenken.
Investitionen in Produkte und Dienstleistungen die Dich persönlich umgeben
Diese Betrachtungsweise gefällt mir persönlich am besten und macht den Erwerb von Aktien realistischer. Börse ist nicht nur Altersvorsorge, sondern es sind auch die Produkte, die man täglich kauft und nutzt. Auf diese Weise versuche ich auch den Menschen in meinem privaten Umfeld, das Thema Aktien und Investieren näher zu bringen. Seitdem ich also Aktionär von Coca-Cola bin, muss ich jedes mal schmunzeln, wenn sich meine Freunde im Restaurant eine Cola bestellen. Ich selber bestelle mir natürlich auch eine Cola und keine Produkte der Konkurrenz ;-). Wenn ich mir ein neues iPhone kaufe, ist der hohe Kaufpreis nur noch halb so schmerzlich, weil ich Apple Aktien halte. Immer wenn ich die Möglichkeit habe, zahle ich mit meiner VISA-Karte anstatt der Girokarte, damit ich als VISA Aktionär profitiere.
Was ist denn eine Sachdividende?
In diesem Zusammenhang ist noch erwähnenswert, dass es zweierlei Arten von Dividenden gibt. Die gängige Dividende ist die Bardividende, d.h. Du erhältst eine Dividende auf Dein Konto ausgezahlt. Die andere Form der Dividende ist die Sachdividende oder sogenannte shareholder benefits. Ich zum Beispiel habe schon mal Kreuzfahrten mit der AIDA gemacht, welche zu dem börsennotierten Unternehmen Carnival Corporation (Wkn: 120100) gehören. Neben einer Bardividende gibt es hier zusätzlich noch eine Sachdividende. Sobald man Besitzer von 100 Carnival Aktien ist, erhält man auf seiner nächsten AIDA-Kreuzfahrt ein Bordguthaben. Für eine Reise von 14 Tagen oder mehr, gibt es somit 200€ Bordguthaben. Dauert die Reise 7-13 Tage gibt es immerhin noch 75€ Bordguthaben. Weitere Alternativen wären noch Calida Aktien für deren Schlafanzüge oder einen Koffer voll mit Schokolade als Lindt&Sprüngli Aktionär.
Fazit
Risiko oder Chance?
In meinen Augen sind wir Menschen darauf programmiert, den Problemen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als den Lösungen. Wir sehen viel mehr die Risiken, als die möglichen Chancen. Anstatt also nur die Risiken von Investitionen am Aktienmarkt zu sehen, sollte man stattdessen den Fokus auf die möglichen Chancen legen.
Auf dem Tagesgeldkonto erhält man risikolose 0%. Allerdings verringert die Inflation jährlich die Kaufkraft des Kapitals. Eine Investition in einen breit diversifizierten ETF ist definitiv mit Risiken verbunden, doch diese Risiken haben sich in den letzten 200 Jahren mit einer durchschnittlichen Realrendite von 6,6% jährlich bezahlbar gemacht. Mit einer guten Diversifikation und einer langen Anlagedauer wird das Risiko stark verringert. Also macht es durchaus Sinn, sich bewusst aus einer Situationen rauszunehmen und objektiv auf die Sache zu schauen. Wer neben einem soliden ETF noch ein wenig Persönlichkeit mit einbinden möchte, der kann sich noch gezielt an einzelnen Unternehmen beteiligen und Aktien kaufen. Altersvorsorge muss nicht langweilig sein, wenn man seine Betrachtungsweise ein wenig verändert.
Ich persönlich gehe dieses Risiko ein, da in meinen Augen die Chancen deutlich überwiegen.
Disclaimer
Risikohinweis und Haftungsausschluss – unbezahlte Werbung
Der Autor ist in den genannten Unternehmen von Apple, Coca-Cola, VISA, Carnival und Unilever investiert. Alle von mir veröffentlichen Informationen und Zahlen, Einschätzungen und Bilder sind von mir nach besten Wissen und Gewissen erstellt worden. Aufgrund dessen übernehme ich keine Gewähr, Garantie, Haftung oder Zusicherung für die Richtigkeit. Alle Beiträge stellen weder eine Anlageberatung noch eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren, Optionen oder anderen Finanzinstrumenten dar. Das Investieren in Wertpapiere, Optionen oder anderen Finanzinstrumenten ist grundsätzlich mit Risiken behaftet und kann zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.
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