Intro
Der Konflikt aus Aktionärssicht
Der folgende Artikel thematisiert lediglich die wirtschaftlichen Folgen für Russland, mögliche zukünftige Entwicklungen und die Auswirkungen für viele Privatanleger. Die persönliche Betroffenheit eines jeden Einzelnen wird außen vorgelassen und es wird nur aus der Aktionärssicht geschildert.
24.02.2022 – Russland beginnt Krieg gegen Ukraine
An diesem Tag beginnt die russische Armee einen flächendeckenden Angriff auf die Ukraine. Der ukrainische Präsident Selenskyj ruft den Kriegszustand aus und ordnet die allgemeine Mobilmachung an. Hintergrund des Angriffs ist das im Jahr 1991 beschlossene Referendum über die ukrainische Unabhängigkeit von Russland. Eine ausführliche chronologische Reihenfolge der Ereignisse hat die Landeszentrale für politische Bildung BW hier zusammengefasst
Gazprom
Russische Aktien geben deutlich nach
Gazprom war die einzige russische Aktie, welche seit über 2 Jahren in meinem Depot enthalten war. Aufgrund der aktuellen Lage, habe ich mich entschieden, alle direkten Investments im Zusammenhang mit Russland aufzuheben. Aus diesem Grund habe ich am 22.02.22 meine 250 Gazprom Aktien zu 5,88€ je Aktie verkauft. Mein Einkaufskurs lag bei glatt 6,00€. Hieraus ergibt sich ein Verlust von 31€ inklusive der 1€ Ordergebühr über Trade Republic. Dem gegenüber stehen noch Dividendenzahlungen aus den Jahren 2020 (60,54€) und 2021 (49,62€), sodass ich insgesamt mit einem Plus von 79,16€ aus diesem Investment herausgehe.
Rückblickend richtig gehandelt
Den Entschluss habe ich gefasst, als sich russische Kräfte vor der ukrainischen Grenze gesammelt haben. Rückblickend ist das ein guter Zeitpunkt für den Verkauf gewesen, denn aktuell notiert der Aktienkurs bei 2,70€ und der Handel russischer Aktien ist teilweise ausgesetzt. Wird die gesamte Historie der Gazprom Aktien betrachtet, so lag die Aktie beim Börsengang 1997 bei 3,19€. Nach rund 25 Jahren steht die Aktie also 15% tiefer als beim Börsenstart. Natürlich gab es großzügige Dividenden, aber hier kann keine Rede von einem prächtigen Investment sein. Ich weiß das viele Aktionäre die Gazprom Aktie aufgrund der hohen Dividendenrendite im Depot haben, aber an dieser Stelle muss zwischen Rendite und Moral abgewägt werden. Wobei selbst die Rendite kein Grund für dieses Investment ist, wie es der Langzeitchart zeigt.
Emerging Markets
Emerging Markets auf dem Prüfstand – wegen China und Russland
Wieso sind die Emerging Markets nun auf dem Prüfstand? Da zum einen in den klassischen EM ETFs auch Russland mit ca. 3% enthalten ist. Zum anderen schauen aktuell viele Menschen in Richtung China und Taiwan. Auch hier gibt es schon seit längerem Konfliktpotential. Viele Experten vermuten, dass der chinesische Präsident Xi Jinping die aktuellen Geschehnisse genauestens beobachtet und sein eigenes Handeln danach ausrichtet. Wenn Russland bzw. Putin mit seinem Vorhaben in der Ukraine gewinnen sollte, könnte auch China bzw. Xi Jinping bei Taiwan ähnliches versuchen. China ist allerdings nicht nur mit 3%, sondern mit 30% in den Emerging Markets ETFs enthalten. Hier könnten die wirtschaftlichen Auswirkungen um ein Vielfaches größer sein als aktuell in Russland.
Sind 70 / 30 tatsächlich sinnvoll?
Im Klassiker „Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs“ von Gerd Kommer und in den meisten anderen Quellen, wird eine Verteilung von 70 zu 30 oder 75 zu 25 empfohlen. Hiermit sind 70% Industrieländer (MSCI World Index) und 30% Schwellenländer (Emerging Markets) gemeint. Aus dem Gesichtspunkt der Diversifizierung heraus ergibt diese Aufteilung durchaus Sinn. Doch wie sieht es mit der Rendite aus?
Schauen wir hierfür auf die Entwicklung einer der größten Emerging Markets ETFs und World ETFs:
Ähnlicher Verlauf, aber ein Unterschied von 85%
Je nach Anbieter und ETF-Zusammensetzung gibt es hier natürlich deutliche Unterschiede. Aus diesem Grund habe ich iShares und die ausschüttende Variante ausgewählt, bei denen allerdings die Dividende reinvestiert wird. Beide Linien verlaufen mehr oder weniger gleich, lediglich in den letzten 2-3 Jahren stiegen die Industrieländer deutlich schneller an. Wenn jetzt allerdings China einen Konflikt sucht und ebenfalls von wirtschaftlichen Sanktionen getroffen wird, gibt es einen heftigen Rückgang bei den Schwellenländern. China ist mit Abstand am höchsten gewichtet und das birgt Vor- und Nachteile.
Das Risiko bei vielen Schwellenländern ist die Herrschaftsform. In China und Russland haben Putin und Xi Jinping sehr viel Macht und hier fehlt es an einem demokratischen Gleichgewicht. Durch vergangene Militärübungen Chinas ist mittlerweile bekannt, dass auch hier Konfliktpotential vorhanden ist. So wurden in China auch beispielsweise kurzerhand private Bildungseinrichtungen oder Spieleentwickler reguliert. Es gibt immer zwei Seiten, wenn der Staat zu sehr in die Wirtschaft eingreift.
Die 1 Produktlösung: FTSE All-World
Seit vielen Jahren bespare ich monatlich den Vanguard FTSE All-World ETF. Anfangs bei comdirect und mittlerweile kostenfrei bei Scalable. Mit knapp 3.800 einzelnen Positionen sind Unternehmen aus den Industrie- und Schwellenländern enthalten. Hier liegt der China Anteil jedoch nur bei knapp 3% und der Anteil der Schwellenländer insgesamt nur bei etwa 12%. Das ist in meinen Augen vollkommen ausreichend, denn immer wieder scheinen die Risiken deutlich höher als die Chancen zu sein. In meinem Depot befindet sich zusätzlich noch ein Emerging Markets ETF, welchen ich allerdings nach den aktuellen Ereignissen und Überlegungen verkaufen und in den FTSE All-World umschichten werde. Viele Unternehmen aus den Industrieländern verkaufen ihre Produkte und Dienstleistungen mittlerweile weltweit und auch auf diesem Wege kann von den Emerging Markets indirekt profitiert werden.
Kryptos
Was haben Kryptowährungen mit der aktuellen Lage zu tun?
Gegen Russland wurden zahlreiche Sanktionen eingeleitet und es wurde ein Teilausschluss aus dem internationalen Zahlungssystem SWIFT beschlossen. Viele Zahlungssysteme funktionieren also nicht mehr, die russische Währung (Rubel) hat sehr stark an Wert verloren und es findet daher ein Bank Run statt. Die Leute benötigen Bargeld, aber sie können nur einen reduzierten Maximalbetrag abheben. Viele weichen daher auf eine alternative Währung aus und hier kommen Bitcoin und andere Kryptowährungen ins Spiel.
Bitcoin ist am 24.02.22 auch auf knapp 30.000€ abgerutscht, konnte sich aber sehr schnell auf knapp 40.000€ erholen. Aktuell liegt der Kurs bei ca. 36.000€ und viele schauen gespannt auf die kommenden Entwicklungen. Viele Investoren erkennen aktuell den Wert an diesem dezentralen Finanzsystem. Auch für mich rückt der Bitcoin aktuell in ein anderes Licht. Ich lese von vielen ukrainischen und russischen Mitbürgern oder Organisationen, welche um Spenden via Wallet bitten. Diese unkomplizierte und bisher noch relativ unregulierte Möglichkeit ist aktuell Gold wert. Aus diesem Grund habe ich meine Investitionen in Bitcoin nun erhöht und einen Sparplan eingerichtet. Via BISONApp ist das unkompliziert möglich. Über den Link erhältst Du 15€ Startguthaben bei Bison, falls Du meine Gedanken teilst und auch anfangen möchtest. Infos zur App erhältst Du in diesem Beitrag.
Fazit
Zusammenfassend…
… kann man sagen, dass es aktuell natürlich eine scheiß Situation ist. Aber auch die wirtschaftlichen Folgen für uns aus Aktionärssicht sind hiervon betroffen. Ich persönlich habe bereits gehandelt und meine Gazprom Aktien verkauft. Kommende Woche werde ich meinen EM ETF verkaufen und nach und nach in den All-World ETF umschichten. Zusätzlich baue ich meine Investitionen in Bitcoin und Ethereum weiter aus. Unabhängig davon habe ich meine Aktiensparpläne etwas erhöht, da nun aufgrund der gesunkenen Kurse mehr Anteile gekauft werden können. Jede Krise bietet Chancen und Rothschild sagte nicht umsonst man solle „Kaufen, wenn die Kanonen donnern“. Leider ist dieses Zitat aktuell wortwörtlich zutreffend. Noch einmal: Dieser Beitrag ist nur aus Aktionärssicht verfasst worden.
Wirst Du aufgrund der aktuellen Geschehnisse auch Veränderungen vornehmen oder bleibt alles wie es ist?
Bleibt gesund!
Cheerio,
Alex
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