Sinnvolle Erweiterung des deutschen Rentensystems?
Intro
Bestandteile des deutschen Rentensystems
Das deutsche Rentensystem basiert auf drei Säulen:
- betriebliche Altersvorsorge
- private Vorsorge
- Öffentlich-rechtliches System (gesetzliche Rentenversicherung oder die Haushalte der Länder und des Bundes)
Zu der Säule des öffentlich-rechtlichen Systems brauche ich keine weiteren Ausführungen zu machen. Der/die normale Arbeitnehmer/in geht mit 67 Jahren in Rente und erhält fortlaufend eine Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Diese ist leider immer weniger ausreichend, um die goldene Rentenzeit wirklich goldend zu erleben. Daher basiert das Rentensystem aus zwei Ergänzungssäulen, welche immer wichtiger und daher folgend betrachtet werden.
Betriebliche Altersvorsorge
Ergänzungssäule: Betriebliche Altersvorsorge
Die betriebliche Altersvorsorge ist für viele Deutsche ein böhmisches Dorf. Hierunter werden finanzielle Leistungen verstanden, welche der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer aufgrund des eingegangenen Arbeitsverhältnisses einräumt. Diese Leistungen sind für die private Altersversorgung gedacht. Der Arbeitgeber beteiligt sich ebenfalls mit Beiträgen in die betriebliche Altersvorsorge seiner Angestellten. Konkret werden hierbei Teile des Arbeitseinkommens umgewandelt und für die betriebliche Altersversorgung verwendet. Der Arbeitnehmer erhält hierdurch zwar weniger Nettolohn ausgezahlt, bekommt hierdurch jedoch Steuer- und Sozialversicherungsvorteile. Während der Zeit des Arbeitsverhältnisses kann der Arbeitnehmer nämlich einen Steuerstundungseffekt ausnutzen, d.h. die die späteren Leistungen aus der betrieblichen Altersvorsorge sind nachgelagert steuerpflichtig und werden erst bei Auszahlung versteuert. Bis zu diesem Zeitpunkt kann sich also der Zinseszins voll entfalten. Etwas komplizierter kann es werden, wenn der Arbeitnehmer öfter den Arbeitgeber gewechselt, denn der laufende Vertrag kann nicht immer übernommen werden und die Effekte der Steuerstundung kommen so kaum zur Geltung. Frage am besten bei Deinem Arbeitgeber nach, ob dieser eine betriebliche Altersversorgung anbietet und wie die Vertragsbedingungen sind, denn so lässt sich zumindest die Lücke bei der Rente verkleinern.
Private Altersvorsorge
Ergänzungssäule: Private Altersvorsorge
Nicht jeder weiß, dass der Staat die private Altersversorgung als festen Bestandteil des deutschen Rentensystems ansieht. Viele verlassen sich daher einzig und allein auf die gesetzliche Rente des Staates, was für immer mehr Rentner fatale Folgen hat. Altersarmut ist fast täglich zu lesen oder zu hören. Und die Höhe der Renten wird in den kommenden Jahren (in Relation zur Verteuerung, Stichwort: Inflation) weiter schrumpfen, denn durch den demographischen Wandel gibt es immer weniger Erwerbstätige, welche jedoch immer mehr Rentner finanzieren müssen. Das ist der große Nachteil dieses Hand-in-den-Mund-Systems in Deutschland.
Da das Haupteinkommen aus aktiver Arbeit aber während des Berufslebens schon nicht ausreicht, müssen viele Bürger ein weiteres Beschäftigungsverhältnis eingehen. Die Tendenz geht zum Zweitjob. Laut der Bundesagentur für Arbeit stieg der Nebenjobber-Anteil der Beschäftigten auf 9,1% in NRW an. Siehe hier. Wenn bei diesen Bürgern jetzt schon das Geld knapp ist, wie soll es dann erst im Rentenalter werden? Wie sieht es mit privater Altersvorsorge aus? Es liegt in der Selbstverantwortung jedes Einzelnen und das ist leider der falsche Umgang mit dieser Thematik. In die gesetzliche Rentenversicherung muss man zwangsweise einzahlen und erleidet gegebenenfalls Altersarmut. Aber die private Altersvorsorge könnte mithilfe von Aktien und ETFs so viel attraktiver gestaltet werden, sodass die Altersarmut effektiv bekämpft werden könnte. Altersvorsorge mithilfe von Aktien und ETFs sind in anderen Ländern wie Amerika oder Norwegen schon seit vielen Jahren fest im System verankert. Dort wird diese Art der Vorsorge jedoch steuerlich begünstigt. Hierzulande unvorstellbar. Stichwort: Transaktionssteuer.
Politiker sind sich uneinig
Das Rentensystem kommt an seine Grenzen und benötigt eine Umstrukturierung
Auch die deutsche Bundesregierung ist sich der Tatsache bewusst, dass sie das deutsche Rentensystem immer stärker bezuschussen muss, um es am Leben zu erhalten. Wenige deutsche Politiker erkennen diesen Umstand und es kam die Idee eines Staatsfonds, so wie es die Norweger schon seit vielen Jahren praktizieren. Siehe hier. Ganz aktuell schlägt die CSU sogar ein „Starterkit“ für die Altersvorsorge vor. In dem Entwurf heißt es, dass der Staat ab Geburt bis zum 18. Lebensjahr für jedes Kind einen Beitrag von 100€ pro Monat in einen Fonds einzahlen soll, der das Geld renditeorientiert anlegt. Sobald diese Person in das Rentenalter eintritt, würde diese am Kapitalmarkt erwirtschaftete Rente dann zusätzlich zu den bestehenden Rentenansprüchen ausgezahlt werden. Es würde somit eine vierte Säule der Altersversorgung entstehen. Der Artikel ist hier einsehbar. Endlich verstehen die Politiker, dass der Kapitalmarkt für Kapitalaufbau genutzt werden kann. Doch es gab viel Gegenwehr zu diesen Vorschlägen. Was soll man da auch anderes erwarten, wenn der eigene Finanzminister Olaf Scholz stolz sagt, dass er sein Geld auf dem Sparbuch oder gar Girokonto lässt. Siehe hier. Doch im großen und ganzen erkennt man langsam, dass die Angst vor Aktien schwindet. Eventuell hilft ja auch ein frischer Wind aus den Reihen von Blackrock in der deutschen Politik weiter ;-)
Beispiel: Starterkit in der Praxis
Rechnen wir dieses Beispiel des Starterkits doch mal grob durch. Es werden 100€ monatlich für 18 Jahre lang in einen Fonds eingezahlt. Anschließend wird dieser bis zum 67. Lebensjahr, d.h. für 49 Jahre ruhend gestellt. Das Kapital bleibt in dieser Zeit jedoch im Fonds und vermehrt sich weiter. Über die anfallende Steuer, dem Ausgabeaufschlag und Verwaltungsgebühr gibt es leider keine Informationen, sodass diese nicht berücksichtigt werden. Zudem gehen wir von einem breit diversifizierten Fonds aus, welcher konservative 5% p.a. erwirtschaftet. Das Ergebnis ist verblüffend. Es werden insgesamt „nur“ 21.600€ in den 18 Jahren eingezahlt und mit 67 Jahren hat sich das Kapital auf 378.677€ vermehrt. Natürlich beruht diese Rechnung auf viele Annahmen und es können sich viele Variablen ändern, jedoch gibt sie einen groben Richtwert, wohin die Reise gehen könnte. Im Ergebnis empfinde ich das definitiv als eine sinnvolle Erweiterung des deutschen Rentensystems.
Fazit
Zusammenfassend…
… lässt sich sagen, dass die Vorschläge mancher Politiker in die richtige Richtung gehen. Mithilfe solcher einfachen Hochrechnungen, wie ich sie zuvor aufgestellt habe, sollte doch allen bewusst werden, dass diese Alternative definitiv eine Überlegung wert ist. Es bleibt abzuwarten, was sich zukünftig in Bezug auf das deutsche Rentensystem ändern wird. Denn klar ist, dass sich was ändern muss, sonst wird es für den Staat zu teuer.
PS: Wer diese Idee gut findet, der kann sie natürlich auch eigenständig umsetzen. Viele Direktbanken bieten ein sogenanntes Junior-Depot an. Wieso investiert man für sein eigenes Kind nicht eigenständig monatlich in einen weltweit orientierten ETF? Wie ein ETF-Sparplan eingerichtet wird, habe ich hier erläutert. Selbst bis zum 18. Lebensjahr sammelt sich so ein großartiges Startkapital für das eigene Kind an. Und wenn man diesem noch ein bisschen Finanzdenken beibringt, so wird das Depot mit 18 nicht aufgelöst, sondern weitergeführt. Der Grundstein für ein finanziell sorgenfreieres Leben wäre somit gelegt. Wie das funktioniert, habe ich in meinem Investitionsleitfaden beschrieben.
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