Kritik an Deutschlands Finanzdenken: Rentensystem (Teil 2)

Intro

Wer soll das bezahlen?

Im vergangenen Beitrag „Kritik an Deutschlands Finanzdenken: Rentensystem (Teil 1)“ habe ich bereits geschrieben, dass das Umlageverfahren nur funktioniert, wenn Erwerbstätige und Rentenbezieher in gleicher Anzahl vorhanden sind. Aufgrund des Demographischen Wandels ist heute allerdings jede zweite Person in Deutschland älter als 45 Jahre und jede fünfte Person älter als 66 Jahre. Es gibt somit immer mehr Rentenbezieher und immer weniger Erwerbstätige, die in die Rentenversicherung einzahlen. Im Jahr 1962 haben 6 Beitragszahler noch 1 Altersrente bezahlt. Im Jahr 2015 waren es nur noch 2,1 Beitragszahler für 1 Altersrente. Laut Prognosen des ZDF werden im Jahr 2050 nur noch 1,2 Beitragszahler für 1 Altersrente aufkommen können. Die Rechnung macht deutlich, dass eine immer größere Lücke in der Kasse der Rentenversicherung entsteht. Diese Lücke wird schon seit langem mit Steuergeldern gefüllt. Aufgrund der negativen Entwicklung werden zukünftig auch immer mehr Steuergelder benötigt.

Kinder sind die Leidtragenden

Kinder und Jugendliche werden doppelt bestraft

Die immer weniger werdenden Kinder müssen für die immer mehr werdenden Renten bezahlen. Der Staat bezuschusst zwar schon mit 25% des gesamten Bundeshaushaltes die Rentenversicherung, doch auch hier müssen die Ausgaben immer weiter ansteigen. Dem sind jedoch irgendwann Grenzen gesetzt und die fehlenden Gelder müssen von den Steuerzahlern eingeholt werden. Diese Entwicklung hat zwei negative Folgen. Zum einen werden die zukünftigen Erwerbstätigen und Beitragszahler mit höheren Abgaben konfrontiert. Das bedeutet, dass die Beiträge zur Rentenversicherung zwangsläufig steigen werden, sofern das aktuelle System weiterhin beibehalten wird. Zum anderen können sie selber nicht darauf hoffen, dass ihre zukünftige Rente sicher ist. Hält der negative Trend des demographischen Wandels und der Alterung der Gesellschaft weiterhin an, dann gibt es kaum noch Beitragszahler die deren Rente bezahlen werden. Unser heutigen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene müssen also höhere Abgaben an den Staat entrichten und müssen zeitgleich selber noch deutlich mehr privat vorsorgen, um die Rentenlücke auszugleichen.

Höhere Beiträge und/oder die Erhöhung des Renteneintrittsalters

Die eine Entwicklung müssen zwangsläufig höhere Abgaben in die Rentenversicherung sein und das bedeutet wiederum weniger Netto vom Brutto. Es kommt faktisch weniger Geld auf das eigene Konto. Die andere Entwicklung ist die Erhöhung des Renteneintrittsalters. Aktuell liegt das Renteneintrittsalter laut der Deutschen Rentenversicherung bei 67 Jahren. Möchte man vorzeitig in Rente gehen werden 3,6% der Rente pro Jahr abgezogen. Erst vor kurzem kam ein Artikel der Tagesschau.de, dass Berater der Bundesregierung es für erforderlich halten, die Rente auf 68 Jahren anzuheben. Andernfalls müssten „stark steigende Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt“ in die Rentenkassen fließen.

Staatsausgaben

Über 1/4 des Bundeshaushalts geht in die Rentenversicherung

Wie viel Geld fließt überhaupt in die Rentenkasse oder generell in die Rentenversicherung?

Finanzdenken Haushalstplan 2018

Auf dieser Grafik des Bundesministerium für Finanzen (BMF) sind die Gesamtausgaben des Jahres 2018 mit 343 Mrd. € zu sehen. Von diesen entfallen rund 50% auf den Bereich „Soziale Sicherung, Familie/Jugend, Arbeitsmarkt“. Deutschland ist eben ein Sozialstaat und das erkennt man auch an den Ausgaben. In dem Bereich entfallen wiederum 26,4% und somit ganze 91 Mrd. € auf die Kategorie „Rentenversicherung“.

Staatsausgaben steigen rasant an

Betrachtet man die Jahre 2019, 2020 und die Planung für 2021, so ist eine deutliche Steigerung der Staatsausgaben zu erkennen. Dies liegt daran, dass die Schuldenbremse ausgesetzt wurde. Die Schuldenbremse ist dafür da, dass die Haushalte aus Bund und Länder grundsätzlich ohne Einnahmen aus Krediten auszugleichen sind. Durch die Milliardenschweren Corona-Hilfen wurde die Bremse außer Kraft gesetzt und viele Schulden aufgenommen. Aber Herr Scholz will die Schuldenbremse ab 2023 wieder einhalten.

  • Staatsausgaben 2019 (Ist): 343 Mrd. €
  • Staatsausgaben 2020 (Ist): 442 Mrd. €
  • Staatsausgaben 2021 (Soll): 498 Mrd. €

Ausgaben für Rentenversicherung steigen ebenfalls stetig

Auf der Internetseite Bundeshaushalt.de vom Bundesministerium der Finanzen (BMF) steht im Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2021, dass die Ausgaben für den Bereich „Soziale Sicherung, Familie und Jugend, Arbeitsmarktpolitik“ bei ca. 253 Mrd. € liegen. Also entfallen wieder in etwa 50% auf diesen Bereich wie bereits im Jahr 2018. Für die Kategorie „Rentenversicherung“ sind dieses mal allerdings rund 97 Mrd. € angesetzt. Im Verhältnis zu den Ausgaben für die Kategorie „Soziale Sicherung …“ ist das eine deutliche Steigerung zu den Vorjahren. Im Verhältnis zu den Gesamtausgaben jedoch aufgrund der erhöhten Schulden eine Verringerung auf etwa 20%. Aufgrund der steigenden Kosten für die Rentenversicherung bleiben zwangsläufig anderen Bereiche auf der Strecke. Sei es das Bildungswesen, Wohnungswesen, Umwelt- und Naturschutz, Infrastruktur etc. Aus diesen genannten Gründen muss das Rentensystem mit seinen Umlageverfahren reformiert werden.




Altersgrenzen

Internationale Altersgrenzen

In diesem Zusammenhang sind noch die Altersgrenzen interessant. Es kann durchaus Sinn machen, dass Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung anzupassen. Andernfalls würden die Jahre der Rentenzahlungen immer länger werden und der Staat hätte immer höhere Kosten. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland mit seinen 67 Jahren bis zum Jahr 2029 im Mittelfeld. Die finnische Rentenanstalt geht beispielsweise davon aus, dass Dänemark bis 2050 das höchste staatliche Rentenalter mit rund 72 Jahren haben wird.

Finanzdenken Renteneintritsalter
Finanzdenken Renteneintrittsalters 2

Fazit

Zusammenfassend…

… kann man sagen, dass der aktuell eingeschlagene Weg irgendwann enden wird. Dies liegt in dem System an sich, denn die Kosten werden zwangsläufig steigen und können nicht mehr von den Bürgern und dem Staat getragen werden. Eine Reformierung muss her. Diese wird aktuell auch grundsätzlicher diskutiert als zuvor und die FDP hat hier beispielsweise interessante Vorschläge zu einer Aktienrente. Anstatt also die staatlichen Zuschüsse von 100 Mrd. € immer weiter ansteigen zu lassen, kann das Geld auch produktiv am Kapitalmarkt arbeiten.

Das Rad muss ja nicht neu erfunden werden, denn das Rentensystem nach skandinavischem Modell funktioniert bereits im Zusammenhang mit Aktien. In Norwegen beispielsweise gibt es einen riesigen Staatsfonds, aus welchem wichtige Renditen für die Renten erzielt werden. Die rentable Entwicklung kann hier gesehen werden. Langfristig gesehen sind Aktien sehr attraktiv und die lange Zeit bis zum Renteneintritt ist hervorragend hierfür geeignet. Anstatt also die finanzielle Zukunft der heutigen Kinder zu erschweren und das System so weiter laufen zu lassen, müsste der Grundstein für ein neues System gelegt werden. An dieser Stelle macht die Einbindung von Aktien durchaus Sinn und entlastet zugleich die Staatskassen.

Die Folgen des aktuellen Systems werden bereits heute immer sichtbarer, denn der Begriff Altersarmut ist nahezu täglich in den Nachrichten zu hören. Was es genau mit der Altersarmut auf sich hat und ab wann man eigentlich als arm gilt, kommt im nächsten Beitrag.

Bleibt gesund & munter!

Cheerio,

Alex

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