Schon mal von der Engelkurve gehört?
Intro
Was ist die Engelkurve?
Die Engelkurve oder auch Einkommens-Konsum-Kurve, beschreibt den Zusammenhang zwischen der konsumierten Menge eines Gutes oder auch des Gesamtkonsums und dem Einkommen.
Nehmen wir Schmuck als Konsumgut. Steigt das Einkommen, so erhöht sich statistisch auch der Konsum zu diesem Gut. Der Konsum wird quantitativ und/oder qualitativ gesteigert, d.h. es wird mehr Schmuck gekauft oder dieser wird per se teurer. Das gleiche Phänomen zeigt sich beispielsweise bei Nahrungsmittel, Bekleidung, Freizeit/Kultur und Wohnen. Auch beim höchsten Gut des Deutschen – dem Auto – ist zu erkennen, dass dieses teurer und hochwertiger wird, sobald das Einkommen steigt.
Bedeutung
Was bedeutet das für unser Verhalten?
Vielen Personen ist dieser Zusammenhang zwischen Konsum und Einkommen gar nicht wirklich bewusst, da vieles unterbewusst abläuft. Sobald monatlich mehr Einkommen zur Verfügung steht, wird dieses auch automatisch ausgegeben. Schließlich hat man für die Gehaltserhöhung oder Beförderung ja auch schwer gearbeitet und von dem zusätzlichen Geld darf sich daher auch was gegönnt werden. Oder ein Kredit wurde abbezahlt und nun steht monatlich wieder mehr Geld zur Verfügung, welches zuvor nicht vorhanden war. Hieran ist prinzipiell nichts auszusetzen, allerdings nicht wenn es zum Dauerzustand wird. Das Problem an der Sache ist die Tatsache, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist und sich sehr schnell an den neuen Standard und die Gegebenheiten gewöhnt. Erhält man demnach eine Gehaltserhöhung, wird das Geld auch sofort verplant:
Endlich kommt eine Gehaltserhöhung, denn diese war ja längst überfällig und man hat sie sich wahrlich verdient. Zur Belohnung und natürlich zum Ausgleich zum stressigen Job, belohne ich mich mit dem Netflix-Abonnement und meine Lieblingszeitschrift kann ich mir endlich auch wöchentlich zukommen lassen. Ich könnte mir nun auch endlich ein neues Auto leisten, denn für die Ratenzahlung habe ich jetzt mit der Gehaltserhöhung genug Geld. Wieso ziehe ich eigentlich nicht in eine größere Wohnung, ich kann es mir jetzt ja schließlich leisten. Schnelleres Internet bräuchte ich eigentlich auch, denn alle haben mindestens eine 100 MBit-Leitung. Ich könnte mir auch etwas Luxus gönnen und gehe ab sofort jede Woche zur Massage, schließlich arbeite ich auch hart.
Konsum ist nicht die Lösung, sondern der effektive Geldumgang
Solche oder ähnliche Gedankengänge kennen vermutlich die meisten von uns. Man hat durch aktive Arbeit ein neues finanzielles Ziel erreicht und will sich aufgrund dessen auch belohnen. Dieses Belohnen heißt allerdings in der Regel stetig höhere Ausgaben für Konsum oder eine dauerhafte Erhöhung der Fixkosten. Die meisten Geldprobleme lassen sich allerdings gar nicht oder nur bedingt über ein höheres Gehalt lösen, sondern nur durch ein Finanzdenken und den richtigen Geldumgang. Denn die Glücksgefühle und Momente der Befriedigung durch Konsum werden immer kürzer und verblassen immer schneller. Umso mehr Geld, desto mehr Konsum und daher verliert der neue Konsum immer schneller an persönlichen Wert. Anstatt also in diesem Hamsterrad immer schneller zu laufen, können wir uns diesen Effekt doch zu Nutze machen. Schließlich wissen wir nun, dass es eine Engelkurve gibt.
Zur Verdeutlichung eine Grafik
Das Phänomen der Engelkurve wird Dir mittels der folgenden Grafik deutlicher. Die Grafik zeigt Dein Gehalt bzw. Einkommen zum Berufseinstieg. Mit der Zeit steigert sich Dein Einkommen aus dem aktiven Arbeitsverhältnis, weil Du beispielsweise befördert wurdest, Dir neue Fähigkeiten aneignen und daraufhin ein besseres Gehalt aushandeln konntest oder aber den Job für eine besser bezahlte Stelle gewechselt hast. Aber erhöhen sich hierdurch auch automatisch Deine Ausgaben? Nein, das tun sie nicht. Bleiben alle Deine Ausgaben auf dem Niveau des Berufseinstiegs, so wird mit der Zeit ein Spread bzw. eine Differenz sichtbar.
Diese Differenz ist der bewusste Verzicht auf Konsum, aufgrund von einem höheren verfügbaren Einkommen.
Es gibt tausend Möglichkeiten sein Geld loszuwerden, aber nur zwei, es zu erwerben: entweder wir arbeiten für Geld oder das Geld arbeitet für uns. – Bernard Baruch
Als Student gut gelebt und geringe Ausgaben gehabt
Als Student hat man ja schließlich auch irgendwie überlebt und es ging einem oftmals gar nicht so schlecht, wenn man rückblickend auf diese Zeit schaut. Größtenteils hat sich seitdem nur das Konsumverhalten verändert oder? Wenn man versucht, dieses Konsum- und Ausgabenniveau annähernd beizubehalten, steht einem sehr viel mehr vom Einkommen zur Verfügung. Natürlich kommen mit der Zeit ebenfalls einige Ausgaben hinzu, wenn z.B. Kinder ins Spiel kommen: Windeln, mehr Nahrung, größere Wohnung, größeres Auto, Betreuung, Kita. Auch gegen einen höheren Lebensstandard ist nichts einzuwenden, solange man diesen nicht bis an seine Einkommensgrenze ausreizt. Das Beispiel mit dem Studenten soll nur zum Nachdenken anregen. Ich für meinen Teil finde das Beispiel jedoch sehr passend und wenn ich ehrlich zu mir selber bin, hat sich seitdem größtenteils nur der Konsum und meine Bequemlichkeit erhöht.
Engelkurve nutzen
Sich selber austricksen und die Engelkurve effektiv nutzen
Wir kennen nun diese „Falle“, in welche wir alle schon mehrmals getappt sind. Zudem wissen wir, dass ein gewisser Grad an Konsum, einen positiven Effekt auf uns hat. Zu viel Konsum und das Ausgeben unseres gesamten Einkommens hat hingegen kaum noch einen positiven Nutzen auf unser Wohlbefinden oder dreht sogar ins Negative, wenn Geldsorgen auftreten.
Allerdings weißt Du aus vorherigen Beiträgen, dass man mit dem Geld oder nur einem Teil des Geldes andere Alternativen hätte. Anstatt es auszugeben, können wir es auch in unsere Zukunft investieren.
Opportunitätskosten
Opportunitätskosten sind jene Kosten, welche aufgrund einer Entscheidung entstehen. Wird das vorhandene Kapital verkonsumiert oder einfach auf dem Tagesgeldkonto liegen gelassen, so wird hierdurch auf die Rendite einer anderen Anlageklasse verzichtet. Es entstehen keine realen Kosten, aber es entgeht ein anderer Nutzen.
In meinem Beitrag „Mit Aktien langfristig im Plus„ habe ich folgende Aussage vom Deutschen Aktieninstitut zitiert: „Beispiel: Eine Angestellte, die 1977 begonnen hat, regelmäßig monatlich für ihre Altersvorsorge in einen Aktiensparplan zu investieren, hat damit eine durchschnittliche jährliche Rendite von 8,3 Prozent erzielt. Hat sie monatlich 25 Euro in einem Aktienfonds oder Aktien-ETF angelegt, kann sie sich nun über ein angespartes Vermögen von rund 103.000 Euro freuen. Die eingesetzten 12.600 Euro haben damit über einen Zeitraum von 42 Jahren einen Ertrag von rund 90.000 Euro erwirtschaftet.“ Dieses Beispiel wurde mit 25€ gewählt. Eine Gehaltserhöhung beläuft sich allerdings nicht auf 25€, sondern fällt in der Regel deutlich höher aus. Erhöht man die Sparrate also von 25€ auf beispielsweise 50€ oder 100€, so steigt auch die Endsumme proportional stark an.
Einkommenserhöhungen clever nutzen: Konsumieren UND Investieren
Ein Trick oder eine Vorgehensweise bei einer Gehaltserhöhung ist, nicht das gesamte Geld für Konsum ODER dem Sparen/Investieren zu nutzen, sondern den goldenen Mittelweg zu wählen. Steht also eine Gehaltserhöhung von beispielsweise 100€ an, so werden diese 100€ zu je 50/50 aufgeteilt. Das bedeutet, dass 50€ für Konsum, Luxus oder sonst was ausgegeben werden können und man das Gefühl einer Belohnung empfindet. Die anderen 50€ landen automatisch in den Kapitalaufbau, indem beispielsweise die Sparrate seines ETF-Sparplans erhöht wird. Nutzt man diese Vorgehensweise bei jeder Gehaltserhöhung, so kommt mit der Zeit einiges an Kapital zusammen.
Fazit
Zusammenfassend…
… kann man sagen, dass das Phänomen der Engelkurve sehr interessant ist, wenn man dieses Verhalten mal auf seine eigene Person anwendet. Sobald mehr Geld zur Verfügung steht, wird dieses in der Regel auch automatisch ausgegeben. Du kennst nun allerdings diese „Falle“ und kannst zukünftig hinterfragen, wie Du die Gehaltserhöhung am besten verwenden möchtest. Du kennst nun schließlich Alternativen und weißt, was Opportunitätskosten sind. Mithilfe der 50/50 Strategie kannst Du auf der einen Seite das Geld für Konsum ausgeben und hast nicht das Gefühl des Verzichtes, auf der anderen Seite nutzt Du ein Teil des Geldes für Deine finanzielle Zukunft. Du kannst natürlich auch eine andere Aufteilung wählen, wie z.B. 70/30 oder 20/80. So wie es bei dir passt und womit Du Dich wohl fühlst.
Abschließend sollte es hier nur um das Phänomen der Engelkurve gehen und das man bewusst auf seine Reaktionen achten sollte, wenn das Einkommen steigt. Das Gesetz der Vertrautheit besagt, das wir dazu neigen, die Dinge ein wenig zu selbstverständlich zu nehmen, wenn sie uns lange genug umgeben. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und gewöhnt sich sehr schnell an eine größere Wohnung, teureres Auto oder das neueste Handy. Nutzt man diesen Spread hingegen ganz oder teilweise um sich Vermögenswerte anzuschaffen oder auch Erlebnisse und Erfahrungen zu sammeln, dann ist das definitiv die bessere und nachhaltigere Verwendung des Geldes. Glücklicher oder zufriedener wird man letztendlich erwiesenermaßen nicht durch Konsum, denn man gewöhnt sich schnell an einen höheren Standard oder neue Produkte. Es sind die Erfahrungen und Erlebnisse, wie ein Urlaub oder Aktivitäten mit Freunden/Familie, welche einen nachhaltig glücklicher machen. Doch man benötigt oftmals Geld, um solche Erlebnisse möglich zu machen. Es wäre doch wunderbar, wenn das Geld auch noch in der Rentenzeit vorhanden ist oder sogar vererbt werden kann. Das wichtigste ist jedoch, gesund zu bleiben!
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