Deine Rente

Deutsche Bundesbank veröffentlicht interessante und erschreckende Studie zur Rentenversicherung

Das die deutsche Rentenversicherung oftmals in der Kritik steht, kriegen alle interessierten Leser regelmäßig mit. Wie das Deutsche Rentensystem aufgebaut ist, was eine Rentenlücke oder das Rentenniveau ist, steht in meinen viel gelesenen Beiträgen „Deutschland braucht ein Finanzdenken“ Teil 1 und Teil 2. Aber auch auf Instagram, in den deutschen Medien sowie bei anderen Finfluencern wird immer wieder auf das Dilemma mit der deutschen Rentenversicherung aufmerksam gemacht. Wer sich früh mit seiner Rente beschäftigt, kann auch frühzeitig gegensteuern. Spätestens wenn der erste Rentenbescheid im Briefkasten landet, kommt der Rentenschreck. Noch mal zur Erinnerung: der durchschnittliche Rentenzahlbetrag lag im Jahr 2020 bei: 989€ (siehe hier)

Die Deutsche Bundesbank hat ebenfalls die deutschen Rentenversicherung unter die Lupe genommen und hierfür Langfristszenarien sowie Reformoptionen herausgearbeitet. Und diese Szenarien sind wirklich gruselig.

Die Problematik

Finanzdenken Kreditausfall

Welche Probleme gibt es bei der Rentenversicherung?

Noch mal das wichtigste zusammengefasst, wieso die deutsche Rentenversicherung vor immer größeren Problemen steht.

  • Umlageverfahren: Das deutsche Rentensystem ist so aufgebaut, dass die Erwerbstätigen die Renten der Rentner bezahlen. Die Steuern bzw. Sozialabgaben werden sofort in Rentenzahlungen „umgelegt“. Dieses Umlageverfahren klappt allerdings nur so lange, wie Erwerbstätige und Rentenbezieher in gleicher Anzahl vorhanden sind. Und hier kommt der demographische Wandel ins Spiel.
  • Demographischer Wandel: Die Anzahl an jungen Menschen sinkt und die Anzahl an älteren Menschen steigt. Jede zweite Person in Deutschland ist heute älter als 45 und jede fünfte Person älter als 66 Jahre. Während im Jahr 1962 noch sechs Beitragszahler die Altersrente einer Person gezahlt haben, zahlten im Jahr 2015 nur noch 2,1 Erwerbstätige die Altersrente einer Person. Laut aktuellen Schätzungen werden es im Jahr 2050 nur noch 1,2 Beitragszahler sein, die für eine Altersrente aufkommen müssen. Die Rechnung geht dauerhaft nicht auf – woher kommt das Geld für die entstandenen Lücken?
  • Der Staat bezuschusst die Rentenversicherung mit über 1/4 des Bundeshaushalts. Das Bundesministerium für Finanzen (BMF) veröffentlicht regelmäßig die Ausgaben des Staates in Form des Bundeshaushalts. Im Jahr 2018 betrugen die Gesamtausgaben 343,6 Mrd. Euro. Hiervon entfielen 50% auf den Bereich „Soziale Sicherung, Familie / Jugend, Arbeitsmarkt“. Und hierin enthalten sind mit 26,4% bzw. 91 Mrd. Euro die Rentenversicherung. Dieser Zuschuss steigt Jahr für Jahr weiter an, weil das System ein fehlerhaftes Umlagesystem ist. Wer soll das bezahlen?
  • Kinder sind Leidtragende: Die immer weniger werdenden Kinder, müssen für die immer mehr werdenden Renten aufkommen. (Daher privat vorsorgen und sich nicht auf den Staat verlassen!) Der Staat bezuschusst bereits mit über 25% des Bundeshaushalts die Rentenversicherung. Doch aufgrund der beschrieben Probleme, wird immer mehr Geld benötigt. Der Staat kann allerdings nicht immer weiter Geld in das Rentensystem pumpen, sondern muss auch seinen Verpflichtungen nach Bildung, Wohnungsraum, Umwelt- und Naturschutz nachkommen. Das bedeutet doch, dass zukünftig immer mehr Menschen von Armut betroffen sind?
  • Im Jahr 2019 waren 14,8% aller Deutschen Armutsgefährdet. Das bedeutet, dass 14,8% der Menschen von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen sind. In Zahlen lag die Armutsgefährungsgrenze im Jahr 2019 bei einem Alleinlebenden bei 14.109€ im Jahr. Wer ein höheres Einkommen als diese 1.175€ pro Monat zur Verfügung hatte, ist laut diesen Definitionen nicht von der Armut betroffen. Zuvor habe ich geschrieben, dass im Jahr 2020 durchschnittlich 989€ an Rentenzahlbeträgen ausgezahlt wurden. Im Jahr 2019 lag der Rentenzahlbetrag bei 954€. Im Durchschnitt erhält also ein Rentenbezieher eine Rente, mit welcher er/sie also Armutsgefährdet ist. Welche Lösungen hat der Staat für all diese Probleme?




Die Studie der Bundesbank

Es gibt nur vier Wege, wie der Staat diese Probleme hinauszögern kann

Ich schreibe bewusst hinauszögern, denn es gibt aufgrund des Umlagesystems keine passende Lösung. Erst eine Reform des Rentensystems könnte mit diesen Problemen aufräumen. Solange dies nicht geschieht, kann der Staat nur an vier Stellschrauben drehen:

  1. Höhere Beiträge für die Rentenversicherungen
  2. Die Erhöhung des Renteneintrittsalters
  3. Das Absenken des Rentenniveaus
  4. Die weitere Erhöhung der Bundesmittel

Warum es nur ein hinauszögern ist, belegen ebenfalls die Langfristszenarien der deutschen Bundesbank. Und auch hier wird deutlich, dass der Staat auf Dauer nicht so weiter machen kann wie bisher. Die Bundesregierung hat festgelegt, dass das Rentenniveau bis zum Jahr 2025 nicht unter 48% fallen darf. Das Rentenniveau zeigt die Relation zwischen der Höhe einer Rente und dem durchschnittlichen Einkommen eines Arbeitnehmers. Einfach ausgedrückt: Deine Rente beträgt nur etwa die Hälfte Deines Einkommens, welches Du monatlich ausgezahlt bekommen hast – Stichwort: Rentenlücke.

Bis zum Jahr 2025 gelten für den Beitragssatz und das Versorgungsniveau bzw. Rentenniveau Haltelinien. Der Beitragssatz (aktuell 18,6%) darf die 20% nicht übersteigen und das Versorgungsniveau (aktuell 49,4%) darf die 48% nicht unterschreiten.

Laut der Studie der Deutschen Bundesbank zur Rentenversicherung heißt es: „Die Bundesregierung beabsichtigt, das Rentenniveau auch nach 2025 dauerhaft bei dem derzeitigen Wert von 48% zu halten.“ Hierdurch steigen dann jedoch Beitragssatz und der Bundeszuschuss. Hierzu hat die Bundesbank drei Grafiken entworfen, welche die derzeitige Rechtslage und das Regierungsvorhaben aufzeigen.

Finanzdenken Bundesbank Studie

Was bedeutet es, wenn das Rentenniveau dauerhaft bei 48% bleiben soll?

Anhand der Grafik kann abgelesen werden, dass sich die Lasten ohne eine clevere Anschlussregel weiter auf andere Bereiche auswirken. Wenn das Rentenniveau bzw. Versorgungsniveau weiterhin auf 48% bleiben soll, steigen Beitragssatz und Bundesmittel (blaue Linie) stark an. Wenn alles nach derzeitiger Rechtslage weiterläuft und es keine clevere Lösung gibt, dann steigen Beitragssatz und Bundesmittel nur halb so stark an, allerdings sinkt auch das Rentenniveau (schwarze Linie).

Sollte das Rentenniveau auch nach 2025 konstant bei 48% gehalten werden , dann wird der Beitragssatz von den aktuellen 18,6% bereits Ende der 2030er Jahre bei 23% liegen. Im Jahr 2070 beträgt er bereits 25%.

Sollte das Rentenniveau nach 2025 weiter sinken, dann liegt es Ende der 2030er Jahre nur noch bei 43%. Die Rentenlücke beträgt dann schon fast 60%, obwohl die Beiträge erhöht worden, die Bundesmittel und ggf. das Renteneintrittsalter angestiegen sind.

Auch die Deutsche Bundesbank kommt zu folgendem Fazit: „Es liegt demnach nahe, andere – international weitverbreitete – Ausgestaltungsoptionen des Rentensystems zumindest in den Blick zu nehmen.




Fazit

Zusammenfassend…

… kann man sagen, dass das deutsche Rentensystem nicht zukunftsfähig ist. Es wird nur Verlierer geben: die aktuellen Kinder und Jugendlichen, die irgendwann nur noch ein Rentenniveau von unter 40% haben werden. Die aktuellen Beitragszahler, welche erhöhte Beitragssätze zahlen und länger arbeiten müssen. Oder auch alle Steuerzahler in Deutschland, denn die Bundesmittel für die Rentenversicherung müssen zwangsläufig weiter ansteigen. So wirtschaftet sich nicht nur das Land Deutschland kaputt, sondern es werden auch alle Bürger zu spüren bekommen.

Dabei muss das Rad ja nicht neu erfunden werden, sondern es könnte nur ein kapitalgebundener Baustein mit eingefügt werden. Das skandinavische Modell funktioniert bereits mit Aktien, denn in Norwegen gibt es einen riesigen Staatsfonds, aus welchem die Renditen für die Renten erzielt werden. Wie rentabel das ist, kann hier eingesehen werden. Zuletzt hat die FDP des öfteren von einer Aktienrente geredet. Anstatt also die finanzielle Zukunft der heutigen Kinder zu erschweren und das System so weiter laufen zu lassen, müsste der Grundstein für ein neues System gelegt werden. An dieser Stelle macht die Einbindung von Aktien durchaus Sinn und entlastet zugleich die Staatskassen.

Wie kritisch siehst Du das Rentensystem und was sagst Du zur Studie der Deutschen Bundesbank?

Bleib gesund und munter! Cheerio,

Alex

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