DAX Aufsteiger Delivery Hero unter der Lupe

Intro

Wirecard raus, Delivery Hero rein

Wirecard hat Insolvenz angemeldet, mutmaßlich Bilanzen gefälscht und deren Mitarbeiter werden länderübergreifend von den Behörden gesucht. Was sich nach einem Krimi anhört, ist leider Realität. Das DAX-Unternehmen muss aufgrund dessen zurecht den Index verlassen und es wird daher nach einem Nachfolger gesucht. Symrise (Anbieter von Duft- und Geschmacksstoffen) war einst ein potentieller DAX-Anwärter, doch nun kam es noch mal anders. Der Aktienkurs von Delivery Hero konnte aufgrund von Covid19 noch mal gut zulegen und ging als Profiteur der Krise hervor. Dadurch stieg auch der Börsenwert als wichtiges Kriterium für den DAX-Aufstieg.

Richtig oder falsch?

DAX-Kriterien im Fokus

Diese Entscheidung können viele Anleger und Experten nicht ganz nachvollziehen. Daher werden auch die Rufe nach neuen Kriterien für einen DAX-Aufstieg bzw. DAX-Abstieg lauter. Bisher werden Marktkapitalisierung und Handelsumsatz als Kriterien herangezogen. Hierneben muss das Unternehmen einen Sitz in Deutschland haben und einen Streubesitz (Summe der Aktien, die dem Börsenhandel zur Verfügung stehen) von mindestens 10% aufweisen.

Marktkapitalisierung: Wird auch Börsenwert genannt und berechnet sich aus der Anzahl aller Aktien multipliziert mit dem aktuellen Aktienkurs.

Handelsumsatz: Wenn eine Aktie oft verkauft und gekauft wird, deutet das auf eine hohe Liquidität hin und der Tatsache, dass Anleger diese Aktie jederzeit handeln können.

Was allerdings nicht berücksichtigt wird, sind Umsatz und Gewinn. Auch weitere unternehmerischen Kennzahlen oder gar ein etabliertes Geschäftsmodell werden nicht berücksichtigt. Das Unternehmen muss sich daher erstmal beweisen und es bleibt abzuwarten, ob es die richtige oder falsche Entscheidung war, Delivery Hero in den DAX mit aufzunehmen.

Das Unternehmen Delivery Hero

Delivery Hero schreibt seit Jahren rote Zahlen

Der neue DAX-Aufsteiger verfügt über kein nachhaltig etabliertes Geschäftsmodell und schreibt rote Zahlen. Daher kann noch nicht gesagt werden, ob das Unternehmen irgendwann profitabel wird. Laut eigenen Angaben möchte Delivery Hero den Umsatz erhöhen, was ihnen auch tatsächlich wunderbar gelingt. Allerdings steigen die Kosten in gleichem Maße und letztlich bleibt kein Gewinn übrig. Zur Verdeutlichung folgende Grafik aus dem Aktien-Terminal von Traderfox:

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Hätte hätte Fahrradkette

Delivery Hero wird in den DAX aufsteigen und daran wird sich auch nichts mehr ändern. Schauen wir uns dennoch mal das Profil von Symrise an, so sehen wir deutlich positivere Fundamentalkennzahlen. Dies soll einfach nur verdeutlichen, wieso zum einen die Entscheidung über Delivery Hero und zum anderen die Auswahl der DAX-Kriterien so umstritten ist. Hier das Profil von Symrise:

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Wer ist Delivery Hero und was machen die eigentlich?

Kommen wir nun zum eigentlichen Thema und stellen Delivery Hero vor. Gegründet wurde das Unternehmen im Mai 2011 und die erste Aktie von Delivery Hero (A2E4K4) konnte am 30.06.2017 erworben werden. Mittlerweile sind sie ein führendes Unternehmen bei der Online Lebensmittellieferung. Zur Kette von Delivery Hero gehören unter anderem Foodora, Lieferheld und Pizza.de. Das Unternehmen hat Mitarbeiter mit über 100 Nationalitäten in fünf verschiedenen Kontinenten. Ein wichtiger Schlüssel ist laut eigener Aussage die Diversifikation. Dies spiegelt sich zum einen bei den Mitarbeitern und zum anderen bei den Kunden wieder. Das Unternehmen erreicht 1.3bn people. Bn steht für Billion und ist die amerikanische Übersetzung für Milliarde, sodass 1,3 Milliarden Menschen erreicht werden. Bei einer aktuellen Weltbevölkerung von 7,8 Milliarden sind das unglaubliche 16,6%.

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Das Geschäftsmodell

Umsatz, Umsatz und noch mehr Umsatz

Wenn Du die obigen Grafiken genauer betrachtet hast, ist Dir sicher aufgefallen, dass das Umsatzwachstum von Delivery Hero bei sagenhaften 69,67% (fünf Jahre) liegt. Selbst Amazon schafft hier „nur“ 25,81% (fünf Jahre). Der steigende Umsatz resultiert aus der immer weiter steigenden Anzahl an Online Bestellungen für Speisen. Dies verdeutlicht folgende Grafik:

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Umsatz allein reicht nicht aus

Richten wir unseren Blick auch noch auf die weiteren Kennzahlen des Unternehmens, so sehen wir ebenfalls steigende Herstellungskosten und enorme betriebliche Aufwendungen. Ende 2019 stand somit ein operatives Ergebnis von -408,2 Millionen Euro in den Büchern. Schauen wir auf die drei Halbjahre zuvor, ist erkennbar, dass das Operative Ergebnis immer weiter ins Minus rutscht, da Herstellungskosten und betriebliche Aufwendungen stärker ansteigen als der Umsatz. Die Gewinn- und Verlustrechnung von investing.com veranschaulicht das sehr gut:

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Geschäftsmodell etablieren und Kosten senken

Wenn es Delivery Hero gelingt, die Kunden dauerhaft an sich zu binden und andere Mitbewerber aus dem Markt zu verdrängen, so könnten sie sich mittel- bis langfristig etablieren. Aktuell liegt der Fokus stark auf Wachstum und Umsatzsteigerung, doch es wird der Zeitpunkt kommen, in welchem sie auf die Kosten achten und ihr Geschäft verschlanken müssen. Aktuell und in der Vergangenheit wurde stets ein Verlust gemacht und auf Dauer hält so etwas kein Unternehmen lange durch.

Fazit

Zusammenfassend …

… kann man sagen, dass der Austausch von Wirecard und Delivery Hero nicht jedem gefallen wird. Ein Unternehmen, welches unter Betrugsverdacht steht, wird durch ein Unternehmen ersetzt, welches noch nicht lange an der Börse ist, nicht vollständig etabliert ist und nur rote Zahlen schreibt. Symrise hätte als Gesamtpaket definitiv besser in den DAX gepasst, allerdings reichte die Marktkapitalisierung am Ende nicht für den Aufstieg aus. Mit Delivery Hero wird es nun allerdings definitiv spannender und wir werden sicherlich noch häufiger von diesem Unternehmen hören.

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