Wie verhalte ich mich in einem Bärenmarkt?
Dieser Beitrag thematisiert Wirtschaftsabschwünge (und meint damit größere Korrekturen, Crashs, Rezessionen, Bärenmärkte, Baisse, Krisen und und und) sowie die aktuellen Geschehnisse um Covid-19.
Inhaltsverzeichnis
Was ist passiert?
Am 24.02.2020 war der erste Tag, an dem die Börsenkurse aufgrund des Covid-19 stark abgegeben haben und direkt hört man Wörter wie Korrektur, Crash und Rezession. Zwei Wochen später, also am 09.02.2020, sank der DAX zwischenzeitlich um 8,5% und der S&P500 um 8% an nur einem Tag. Der DAX ist in den 2 Wochen von 13.500 auf 10.230 Punkten gefallen. Gehen wir eine Woche weiter, so wird der 12.03.20 als schwarzer Donnerstag betitelt, denn er verlor nur an diesem Tag 12,24%. Schwarzer Donnerstag wird von schwarzen Schwan abgeleitet, was bedeuten soll, dass mit einem solchen Ereignis (Virus-Pandemie) niemand gerechnet hat. Am stärksten hat es jedoch den Ölpreis erwischt, dieser sank am US-Ölmarkt Allein am 09.02.2020 um zwischenzeitlich 34%. Mittlerweile hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Verbreitung des Coronavirus auch als Pandemie eingestuft, was zusätzlich zu negativen Effekten an der Börse führt. Man muss sich nur mal im Super- und Drogeriemarkt die leeren Regale angucken, weil die Leute aus Angst und Panik Hamsterkäufe tätigen. Einreiseverbote, machtlose Zentralbanken, Zwangsverbote und Zwangsschließungen, Quarantäne, Streitigkeiten am Ölmarkt und überschuldete Unternehmen bringen die Weltwirtschaft ins Wanken und nun zum Absturz.
Wir befinden uns daher nicht mehr in einem Bullenmarkt, sondern in einem Bärenmarkt bzw. Baisse. Typisch für einen Bärenmarkt ist der Kursrückgang einzelner Marktbereiche oder aber auch des gesamten Aktienmarktes. Die Anleger verlieren das Vertrauen, die Kurse erholen sich nicht mehr und es herrscht eine längere Phase des Pessimismus. Ein Indikator ist der Rückgang einzelner Indizes im zweistelligen Bereich. Tritt dieser Rückgang innerhalb eines kurzen Zeitraumes ein, spricht man von einem Crash. Aber wie verhalte ich mich in einem Bärenmarkt?
Hierzu ein kleines Beispiel zum Einstieg. Vielleicht wächst Du aktuell in Zeiten von Mario Kart, Fortnite & Co. mit diesen Spielen auf. Wieso beherrschst Du diese Spiele so gut? Weil Du sie schon oft gespielt hast. Vielleicht bist Du selber aber auch schon aus dem Alter heraus und versuchst gegen Deine kleinen Geschwister oder Cousins mitzuhalten und bemerkst, dass diese immer gegen Dich gewinnen. Warum ist das so? Sie spielen diese Spiele schon länger, vielleicht sogar täglich. Sie sind mit den Spielgeschehnissen vertraut und können die nächsten Schritte voraussehen. So verhält es sich mit den meisten Sachen im Leben – Übung macht den Meister.
Wie kam es zu dem starken Abschwung?
Auslöser war das Coronavirus, jedoch gab es zuvor schon viele Probleme. Viele Unternehmen haben sich aufgrund der Niedrigzinsen hohe Kredite genehmigt und sich hierdurch verschuldet. Diese Schulden müssen nun getilgt werden. Es sind jedoch die fehlenden Cashflows und die fehlenden liquiden Reserven der Unternehmen, die sie nun wieder einholen. Eine Branche oder ein Land gerät in Schwierigkeiten (Tourismus, Airlines, Ölbranche, Italien). Es fehlen die Cashflows und eine Kapitalreserve, um beispielsweise die Banken und Zulieferer weiter bedienen zu können. Die Zulieferer geraten ebenfalls in Schwierigkeiten und so nimmt diese Kettenreaktion ihren Lauf. Der Abverkauf betraf jedoch nicht nur den Aktienmarkt, sondern ebenso die Anleihen und die als sicher angepriesenen Assetklassen wie Gold oder Bitcoin.
Wie geht es nun weiter?
Keiner hat eine Glaskugel und keiner kann garantiert vorhersagen, wie es nun weiter geht. Pauschal kann man jedoch sagen, dass die Regierungen nun die Wahl zwischen Gesundheit und Wirtschaft haben. Italien, Österreich und jetzt auch Deutschland lassen Schulen schließen. Veranstaltungen werden abgesagt, Geschäfte sind zu. Mitarbeiter sollen ins Home Office, in die Kurzarbeit oder werden aufgrund der wirtschaftlichen Lage gekündigt. Supermärkte sind leer gekauft und es kommt nur schleppend Nachschub, weil die Handelswege nicht mehr intakt sind. Ein Desaster für die Wirtschaft. Ziel dieser Vorgehensweise ist es, die Ausbreitung des Virus so stark wie möglich einzudämmen, sodass die Krankenhäuser und das Gesundheitswesen hierunter nicht zusammenbrechen. Ein rasanter Anstieg kann von den Kapazitäten her nicht gewährleistet werden, ein stetiger Zu- und Abfluss an Patienten hingegen schon.
Allerdings leidet hierunter die Wirtschaft sehr stark und es dauert nicht lange, dann müssen die ersten kleineren Läden Insolvenz anmelden. Die Wirtschaft muss wieder weiterlaufen, da die bisherigen Folgen und weiteren Auswirkungen sonst verheerend wären. Die Menschen gehen wieder raus, stecken sich an und es gibt viele Infizierte und Tote. Die Krankenhäuser und das Gesundheitssystem sind stark überlastet. Nach dieser Überlastung kehrt allerdings in einigen Monaten vermutlich wieder Ruhe ein. China versucht inzwischen wieder alles zu normalisieren, da die wirtschaftlichen Auswirkungen enorm waren. Ob es stimmt, dass dort keine bzw. kaum neue Infizierungen mehr anfallen und alles wieder „normal“ sei, sei mal dahingestellt. Es bleibt abzuwarten wie sich die EU und auch Deutschland verhalten. Was mit USA passiert bleibt ebenfalls abzuwarten. Angeblich sei die dortige Dunkelziffer an Erkrankten sehr hoch.
Abschließend kann also keiner sagen, wie weitreichend die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen sein werden. Allerdings verlaufen viele Abschwünge ähnlich und hierfür können wir einen Blick in die Vergangenheit werfen.
Wie verliefen solche Crashs in der Vergangenheit?
Neue Entwicklungen, effizientere Arbeitsweisen und technischer Fortschritt sorgen beispielsweise für stetigen Wachstum. Doch Kriege, Überschuldung, größere Krankheiten, Blasenbildungen oder weitere kurzfristige und heftige Ereignisse sorgen für genauso heftige Rückgänge der Märkte. Doch manche dieser Rückgänge stellen das Gleichgewicht wieder her und lässt die Normalität zurückzukehren. Nehmen wir die Blasenbildung bei den Immobilienpreisen und den Krediten im Jahr 2008 als Beispiel. Viele gierige Hypothekenkunden ohne jede Bonität haben Kredite erhalten, um ohne Eigenkapital und anderweitige Nachweise die astronomischen Immobilienpreise bezahlen zu können. Von 2002 bis 2007 wurden den Amerikanern mehr Hypothekenkredite vergeben als in der gesamten Geschichte des Hypothekengeschäfts. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Kredite nicht mehr zurückgezahlt werden konnten und diese Übertreibung ein Ende gefunden hat. Hierdurch wurde eine Kettenreaktion ausgelöst, welche zur Finanzkrise geführt hat. Es war an der Zeit, dass alles wieder zur Normalität zurückkehren musste.
Um es bildlich und vereinfacht darzustellen, stell dir einen großen Wald vor. Der Wald wächst und gedeiht viele Jahre (Bullenmarkt), doch mit der Zeit werden manche Bäume morsch und faul (Blasenbildung o.ä.). Es kommt jedoch alle Jahre ein heftiger Sturm und die faulen Bäume fallen um (Crash). Sie machen Platz für neue gesunde Bäume und der Wald wächst und gedeiht daraufhin viel besser, als noch vor dem Sturm.
Die Wirtschaft verläuft in Zyklen. Mal herrscht Wachstum (Bullenmarkt) und mal herrscht Rückgang (Bärenmarkt). Im Zeitraum von 1903 bis 2016 gab es zwölf Bärenmärkte und 11 Bärenmärkte. Der durchschnittliche Bullenmarkt dauerte 8,1 Jahre an und die durchschnittliche Dauer des Bärenmarktes hielt lediglich 1,4 Jahre in diesem Zeitraum an. (Quelle: Börse ARD)
Wie sollte man sich nun verhalten?
Aufgrund der zyklischen Verläufe in der Vergangenheit liest Du überall die Empfehlung, dass man nur mit einem längeren Anlagehorizont an der Börse investieren sollte. Gerade als langfristiger Investor lernt man relativ schnell, mit solchen angespannten Marktphasen umzugehen. Jeder Investor mit einem langfristigen Ziel wird mit der Zeit lernen, solche Kurskorrekturen richtig zu interpretieren und auch effektiv für günstige Nachkäufe zu nutzen. Es gibt Rabatte an der Börse und man sollte bei qualitativ hochwertigen Unternehmen zugreifen. Das wäre rationales Handeln. Sehr viele Menschen werden in Notlagen kommen, in denen sie verkaufen müssen oder aufgrund der Panik verkaufen und alle Investoren mit viel Cash, werden diese Assets zu einem Spottpreis wieder einsammeln. Stichwort UmVerteilung. Antizyklisches Handeln ist hier die richtige Vorgehensweise. Das bedeutet Aktien zu kaufen, wenn Andere verkaufen. Das geschieht automatisch, wenn du einfach weiterhin Deine Sparpläne ausführst. So kaufst du bei niedrigen Kursen mehrere Anteile, denn sie sind günstiger als zuvor.
Ein weiterer Tipp: Du hast Dein Portfolio gezielt nach Deinen Vorstellungen aufgebaut. Wenn sich also an den Unternehmen selber nichts geändert hat, brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen. Hast du „nur“ einen oder mehrere breit gestreute ETFs, kannst Du so oder so entspannt sein. Verfolge die Finanznachrichten nicht mehr so aktiv und schaue nicht täglich ins Depot, das verleitet nur zu irrationalem Handeln.
„Risiko entsteht daraus, dass man nicht weiß, was man tut“ – Warren Buffet
„Man kann jung sein ohne Geld, aber man kann nicht alt sein ohne Geld.“ – Tennessee Williams
Lerne das Spiel der Börse kennen, lerne es zu beherrschen und du wirst durch Deine Erfahrung immer gelassener, denn du weißt, wie dieses Spiel funktioniert. Nach vielen Jahren wirst Du für das Spielen belohnt.
Zusammenfassung
Zusammenfassend bedeutet das, dass Du nicht panisch werden solltest. Bleib ganz ruhig. In der Vergangenheit wurden nach solchen Crashs auch immer wieder neue Höchstkurse erreicht. In diesem Zusammenhang gilt das Prinzip des Mittelwertes, d.h. das starke Abweichungen nach oben oder unten mit der Zeit wieder zur Mitte bzw. Normalität zurückkehren. Solide Unternehmen mit stabilen Cashflows und/oder hohen Liquiditätsreserven (z.B. Berkshire Hathaway mit ca. 125 Mrd Cash) gehen gestärkt aus solchen Abschwüngen hervor, denn sie kaufen günstig ihre Mitbewerber auf. Das hilft ihnen in solchen Krisensituationen und verschafft ihnen einen großen Vorteil, wenn die Wirtschaft wieder Bergauf geht.
Viel Erfolg bei den rabattierten Kursen und immer gesund bleiben! Cheerio
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