Das Gegenteil von gut ist gut gemeint
Beim Sortieren alter Bankunterlagen sind mir 2 Depotauszüge aus den Jahren 2010 und 2011 in die Hände gefallen. Meine Eltern haben mir 2009 bei unserer Hausbank (Volksbank) ein Depot eröffnet und Anteile eines Zertifikats gekauft. Grundsätzlich eine gute Sache mit dem Schritt aufs Börsenparkett, dachte ich mir beim ersten Blick. Vorab muss ich sagen, dass ich seit 2015 nicht mehr bei der Volksbank bin und alles verkauft, gekündigt und geschlossen habe. Ich wechselte zur comdirect* und fing mit meinen Finanzen ganz von vorne und vor allem eigenständig neu an. Leider habe ich erst 2015 / 2016 gemerkt, dass ich überhaupt keine Ahnung von Finanzen etc. habe und habe mir daher eigenständig einen Investitionsleitfaden erarbeitet.
Als ich die Depotauszüge in den Händen hielt, wollte ich allerdings wissen, was aus dem Geld heute theoretisch geworden wäre. Es sind schließlich knapp 12 Jahren vergangen und da wäre bestimmt eine ordentliche Summe herausgekommen. Wie im Titel bereits angekündigt: Pustekuchen.
In meiner Familie wurde nie über Finanzen geredet und auf dem Land ist es so üblich gewesen, seine Finanzen dem Bankberater anzuvertrauen. Wenn man selber keine Ahnung hat, ist man nun mal auf Hilfe angewiesen. Leider wird die Unwissenheit sehr oft ausgenutzt und das zum Nachteil des Kunden. Und genau das ist der große Fehler, den viele machen. Die Verantwortung abgeben und gutgläubig sein und das bei einer Sache wofür man 1/3 des Tage sowie 40 Jahre lang arbeitet. Einige aus meinem Bekanntenkreis verlassen sich bei ihren Finanzen auf den Bankberater und investieren das Geld in deren Produkte. Ich bin froh, dass ich einigen bereits helfen konnte, die Finanzsituation in die eigenen Hände zu nehmen. Der erste Schritt war hierbei leider immer wieder der Verkauf der angepriesenen Produkte der jeweiligen Bank.
Haben Bankberater zurecht einen schlechten Ruf?
Egal wen ich frage: Jeder hatte definitiv schon mal schlechte Erfahrungen mit einem Versicherungsverkäufer und im zweiten Atemzug wird der Bankberater genannt. Ich persönlich kann ebenfalls beide Erfahrungen teilen und bestätigen. Mein Geld sollte immer auf dem Tagesgeldkonto oder dem Sparbuch liegen bleiben. Als ich anfing Geld zu verdienen, wurden mir Fonds aus dem eigenen Haus vorgestellt, in die ich investieren sollte.
Es wird immer mit hohen Prozentsätzen und den tollen Chancen geworben, aber die Risiken und vor allem die Kosten werden nie thematisiert. Selbst Bausparverträge werden einem angedreht mit Summen von 20.000€ oder 30.000€. Da frage ich mich, wozu die geringen Summen überhaupt gut sein sollen. Definitiv tun sein der Provision des Verkäufers sowie der Liquidität des Hauses gut. Es gibt in jeder Branche schwarze Schafe, aber hier scheinen sie relativ häufig vorzukommen.
Das Anlageprodukt
Verkaufen wir an die unwissenden Menschen doch mal ein Express-Zertifikat
Was ist bitte ein Express-Zertifikat? Ich musste es selber recherchieren und bin tatsächlich entsetzt, wie man so ein Produkt an unwissende Kunden verkaufen kann. Tatsächlich hat ein Express-Zertifikat ein wenig Ähnlichkeit mit dem Optionshandel. Die BNP Paribas Bank hat hierfür eine gute Beschreibung:
„Kapitalanleger sehnen sich naturgemäß nach steigenden Kursen, möglichst kontinuierlich und ohne Unterbrechung. Die Realität sieht jedoch anders aus. Kapitalmärkte benötigen hin und wieder eine Verschnaufpause, um dann gegebenenfalls mit frischem Schwung neue Höhen zu erklimmen. Express-Zertifikate sind genau für dieses Szenario konstruiert. Mit ihnen kann der Anleger eine positive Rendite erwirtschaften, auch wenn der Basiswert auf der Stelle tritt und sich in einer Seitwärtsbewegung befindet. Selbst wenn der Basiswert bis zum Laufzeitende Kursverluste erlitten haben sollte, kann die Anlage in ein Express-Zertifikat noch mit einer positiven Rendite enden. Berührt oder unterschreitet jedoch der maßgebliche Kurs des Basiswertes die Barriere, so drohen Verluste.
Mit Express-Zertifikaten kann der Anleger für jedes Jahr der Laufzeit einen oder mehrere Zinsbeträge erhalten. Die Basiswerte können Aktien, Aktienindizes, Rohstoffe oder Währungen sein. Die Laufzeit von Express-Zertifikaten beträgt in der Regel mindestens drei bis vier Jahre. Allerdings kann die Laufzeit noch vor dem bei Emission festgelegten Rückzahlungstermin enden, sofern die Bedingungen für eine automatische vorzeitige Rückzahlung erfüllt sind.“ (Quelle)
Ähnlich wie beim Optionshandel gibt es also einen Basiswert und einen Strike. Bei sinkenden Kursen und dem Erreichen des Strikes besteht nur keine Verpflichtung zum Kauf oder Verkauf, sondern ab hier werden Verluste wahrgenommen. Bei steigendem Kurs, welcher an definierten Stichtagen über dem Beobachtungskurs liegen sollte, wird das Zertifikat vorzeitig zurückgezahlt und das Investment ist beendet. Der Anleger erhält den Nominalwert zuzüglich festgelegten Zinsbetrag.
Unterschied zum Optionshandel
In meiner kostenfreien Beitragsserie zum Optionshandel habe ich in Teil 1 schon einige Unterschiede dargestellt. Hier noch mal die wichtigsten in Kürze:
- Optionsscheine oder Zertifikate sind Produkte von Banken (Emittent). Es besteht also ein Emittentenrisiko, denn Banken können Pleite gehen und damit verschwindet auch das eingesetzte Geld.
- Die Emittenten sind stets auf der Verkäuferseite und der Kunde auf der Käuferseite. In meiner Beitragsserie schildere ich ausführlich, wieso die Verkäuferseite einen statistischen Vorteil hat. (Die Bank gewinnt immer ;-) )
Depotauszüge
Hier die Bilder der beiden Depotauszüge
Wie bewerte ich aus heutiger Sicht das Investment?
Das Express Zertifikat gibt es heute aufgrund des definierten Enddatums nicht mehr, daher finde ich keinerlei Infos hierzu. Das Kürzel „ESTX 50“ verrät mir aber, dass der Basiswert der EuroSTOXX 50 war. Allein in dem Jahr 2011, von welchem ich Anfangs- und Endwert habe, verlor dieses Zertifikat ganze 25%, während der Index lediglich 17% verlor. Gut möglich dass diese Schutzbarriere schon erreicht wurde und das Geld anschließend deutlich verringert wieder ausgezahlt wurde. Natürlich kommt auch noch eine saftige Depotgebühr von 19€ p.a. oben drauf, so wie es sich für eine Filialbank gehört.
Hier sind in meinen Augen viele Dinge falsch gelaufen. Der Optionshandel wird nicht umsonst als die Königsdisziplin an den Finanzmärkten bezeichnet und dieses Anlagevehikel hat schon einiges damit zu tun. Also vom Grundsatz her, ist dieses Produkt für Laien ungeeignet. Des weiteren gibt es auch andere Basiswerte als den Euro STOXX 50. Wieso wird nicht wenigstens ein viel größerer Index als Grundlage genommen, welcher mehr Diversifikation und daher weniger Volatilität bietet? Der S&P 500 hat beispielsweise in dem Jahr exakt 0% gemacht und wäre rückblickend ideal gewesen.
Nehmen wir mal an, es hätte sich um einen Fonds gehandelt und nicht um ein Express-Zertifikat. Dann wäre der Fonds mittlerweile 12 Jahre im Bestand. Schauen wir auf Renditedreiecke für den Euro STOXX 50, dann hat dieser Index von 2011 bis heute rund 35% zugelegt. Ziehen wir hiervon Ausgabeaufschlag, laufende Kosten sowie die Depotgebühren von ab, dann bleibt nichts mehr von der Rendite übrig.
Selbst der DAX stieg in dieser Zeit um 100% an und der S&P 500 um stolze 206%.
Fazit
Zusammenfassend…
… kann man sagen, dass es ein Unding ist, ein solch kompliziertes und unnötiges Produkt an unwissende Kunden zu verkaufen. Zu der Zeit lag der Leitzins der EZB immerhin bei 1,25% und nach den ganzen Turbulenzen an der Börse, wäre das Tagesgeldkonto oder das Sparbuch ggf. die passendere Wahl gewesen. Zumindest für ahnungslose Kunden mit keinem hohen Risikobewusstsein.
Rückblickend war es aber auch irgendwie die eigene Schuld meiner Eltern. Die meisten Menschen gehen nahezu 1/3 unseres Lebens für das Geld arbeiten und beschäftigen sich so gut wie gar nicht mit den eigenen Finanzen. Das Geld ist der Auslöser für Scheidungen, für Morde und für Kriege. Aber den richtigen Umgang zu erlernen fällt allen schwer. Dabei ist es kinderleicht, wenn man weiß, was man lesen muss. Willkommen auf Finanzdenken.de ;-)
Bleib gesund und munter! Cheerio,
Alex
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Ich kann leider jetzt nicht erkennen um welche Fonds es geht?
Du schreibst von Fonds und bringst als Beispiel ein Zertifikat?
Der Uni Global z.B. ist nicht so ein verkehrter Fonds, wenn man sich die Wertentwicklung so ansieht.
Das ein Bausparvertrag keine Geldanlage ist, ist auch klar. Aber dafür hat man auch keinen Bausparvertrag.
Hallo Michael,
danke für die Anmerkungen. Der Anfang war tatsächlich etwas unstrukturiert geschrieben und ich habe es überarbeitet.
Es geht um Zertifikate. Hiermit kann aber die große Mehrheit nichts anfangen und daher habe ich zum Verständnis den Vergleich zu einem Fonds gezogen (welcher sonst idR verkauft wird). Den Vergleichsindex mit Stoxx50 gab es ja und daher habe ich den (hinkenden) Vergleich gezogen. Zumindest für die Hochrechnung der Rendite bis heute fand ich es halbwegs passend und nachvollziehbar. Hauptsächlich ging es mir um die Kernbotschaft des Beitrages: Mach es selbst.
Es gibt durchaus einige Fonds, welche mit deren Rendite mit ETFs mithalten könne. Aber diese Rendite wird statistisch gesehen, nicht dauerhaft erfolgreich erzielt. Aus dem Grund können in meinen Augen die hohen Ausgabeaufschläge und laufenden Kosten für ein tolles Management gegen einen ETF eingetauscht werden (siehe Kommer).
Ich stimme Dir zu, dass ein Bausparvertrag keine Geldanlage ist, allerdings wurde das Anfang der 2000er Jahre dem Endkunden ganz anders verkauft. Eine super Anlagmeöglichkeit mit attraktivem Zins und der Aussicht auf ein Darlehen. Ich kenne wirklich viele in meinem Umfeld, die sich damals nur deswegen einen Bausparvertrag geholt haben. Ein Hausbau war nicht wirklich Thema, sondern nur der risikoarme hohe Zins. Bei mir selber so gesehen. Und damit nicht genug, mir wurde erst ein 50.000er aufgeschwatzt und nach einigen Jahren sollte ich den in einen 20er und 30er ändern. „Der würde ja schneller zuteilungsreif etc.“ Mit meinen 16 Jahren glaube ich dem Verkäufer natürlich und schon hatte ich neue Abschlussgebühren, einen schlechteren Zins und zwei Produkte, die für nichts gut sind.
Hallo Alex,
auch wenn einige Zeit seit deinem Beitrag vergangen sind, wollte ich mal kurz meinen Senf dazu geben.
Vorab aber kurz ein, zwei Anmerkungen:
Ich finde deine Seite echt gut. Ein Finanzdenken zu etablieren wäre auch aus meiner Sicht sehr wünschenswert. Viele deiner Beiträge hier laden zum eigenen Denken ein. Da ich kein Instagram habe, schaue ich nur ab und zu mal hier auf der Siete vorbei um zu schauen, wie es bei dir so läuft, oder ob du nochmal was spannendes geschrieben hast.
Auch wenn ich nicht immer deiner Meinung bin, und mir an der ein oder anderen Stelle schonmal etwas Tiefe fehlt(weil ich selbst aber auch recht tief drin bin), habe ich mich bislang noch nie den Drang verspürt hier was zu schreiben.
Als ich diesen Beitrag las, dachte ich mir jedoch, dass man den so nicht stehen lassen sollte. Mir ist klar, dass man Beiträge etwas überspitzt um Reichweite zu generieren, aber der Text hat meines Erachtens nicht die Qualität die ich von dir gewohnt bin.
Nun zu Sache:
„Und genau das ist der große Fehler, den viele machen. Die Verantwortung abgeben und gutgläubig sein und das bei einer Sache wofür man 1/3 des Tage sowie 40 Jahre lang arbeitet.“
Finde ich recht dramatisch formuliert. Es geht hier ja nicht darum, dass der Bankberater vor dem Renteneintritt mit dir ins Casino geht und sagt „Jetzt alles auf Rot“. Zudem ist es doch ganz natürlich, dass ich mich bei wichtigen Dingen auf Leute verlasse die mehr Ahnung davon haben. Wenn ich das erste mal einen Fallschirmsprung mache, dann lasse ich den Fallschirm auch vom Experten packen. Ob der Experte das dann auch gut macht, oder aus Routine sich ein Fehler einschleicht, kann man im Vorfeld nicht erahnen.
„Es wird immer mit hohen Prozentsätzen und den tollen Chancen geworben, aber die Risiken und vor allem die Kosten werden nie thematisiert.“
Natürlich war es früher mal anders, aber mittlerweile bekommt man die Kosten bei jeder Transaktion mindestens 3x aufgezeigt. Da hat der Gesetzgeber schon für gesorgt. Wer danach sagt, dass ihm das nicht bewusst war ist selber schuld.
„Selbst Bausparverträge werden einem angedreht mit Summen von 20.000€ oder 30.000€. Da frage ich mich, wozu die geringen Summen überhaupt gut sein sollen. Definitiv tun sein der Provision des Verkäufers sowie der Liquidität des Hauses gut“
Nen Bausparvertrag kann in jeder Höhe Sinn machen. Ob als Geldanlage (Zins während Negativzinsniveau, staatliche Prämien etc.), als klassische Zinssicherung für eine Immobilie oder in kleiner Größenordnung für die Finanzierung der ersten Wohnung o.ä. Möglicherweise hat man die Vorteile nur nicht gut genug erklärt. Apropos erklären, erläre mir doch mal den Zusammenhang eines Bausparers und der Liquidität der Bank. Die Korrelation ist eher negativ.
„Es gibt in jeder Branche schwarze Schafe, aber hier scheinen sie relativ häufig vorzukommen.“
Hier stimme ich dir zu. Es gibt gute, solide und wirklich schlechte Berater. In vielen Fällen liegt das aber auch daran, dass der Kunde nicht äußert was er will, oder wenn er etwas nicht verstanden hat. Dann könnte man viele Misverständnisse sicher früher aus der Welt schaffen.
Zum Thema was ein Express-Zertifikat ist.
Wenn man sich mit dem Thema nicht beschäftigen will, dann kann man es auch gleich sein lassen. Die Bezeichnung „Express Zertifikat“ sagt erstmal nichts über den Inhalt aus. Das ist so als wenn man sagen würde „alle Autos sind blöd“ nur weil man Tesla oder BMW schlecht findet. Express Zertifikate gibt es derzeit bei der DZBank(Zertifikate-Anbieter der Volksbanken) über 1500 Stück und vermutlich 10 unterschiedliche Arten dabei. Von Fremdanbietern(die man bei Volksbanken auch bekommen kann) wollen wir gar nicht erst anfangen. Mit Reverse-Express oder Express-Plus papieren kann man beispielsweise Strategien umsetzen, die einem ohne Zugang zum optionsmarkt verwehrt bleiben. Hier alle Papiere über einen Kamm zu scheren finde ich schwierig.
„Die Bank gewinnt immer ;-)“
natürlich gewinnt die Bank in der Regel. Weil sie in den meisten Fällen eine risikoneutrale Position einnimt und nur das Delta vereinnamt.
„Das Express Zertifikat gibt es heute aufgrund des definierten Enddatums nicht mehr, daher finde ich keinerlei Infos hierzu.“
Du vergleichst hier also nicht Äpfel mit Birnen, sondern Birnen mit Obst? das vlt mal grün war, oder doch rot?
„Geld anschließend deutlich verringert wieder ausgezahlt wurde.“
Es hätte vlt auch die Möglichkeit einer Lieferung des Index geben können. Was dann im Grunde eienr Option entspricht. Dann hätte sich die Anlage auch wieder erholen können.
„Natürlich kommt auch noch eine saftige Depotgebühr von 19€ p.a. oben drauf, so wie es sich für eine Filialbank gehört.“
Unnötige schärfe. Sogar bei deinem kleinen Depotbestand entspricht das nur 0,3%. Bei größeren Volumina ist der Anteil vernachlässigbar.
Hier hättest du eher mal die vetriebskosten ansprechen können. Aber die wolltest du ja nicht recherchieren.
„Also vom Grundsatz her, ist dieses Produkt für Laien ungeeignet.“
Naja, hier lässt sich sicher drüber streiten. Steigt der Index gibts den Zins und Geld zurück und fällt der Index gibts den Index ist nicht so komplex.
Wieso wird nicht wenigstens ein viel größerer Index als Grundlage genommen, welcher mehr Diversifikation und daher weniger Volatilität bietet?
Das müsstest du doch selber beantworten können, du schreibst doch auch nur Optionen auf Werte mit Vola. Denn ohne Vola keine Prämie. Klar kann man das auch auf nen ruhigeren Index machen. Dann aber mit Abschlägen in Zins und Sicherheitspuffer.
Du kannst das Zertifikat ohne die Details so nicht bewerten. Was ist, wenn dir das Zertifikat in dem Jahr 15% Zins gezahlt hätte? Wäre es dann ein gutes Zertifikat gewesen?
Das Papier ist ja 2012 ausgelaufen. Dann den Eurostoxx mit Dax oder S&P Renditen zu vergleichen hinkt auch.
Vielleicht hätte dir dann Bankberater 2012 zum Kauf von Apple-Aktien geraten. Oder ein Investment in dieses Bitcoin. Was hätte das für Renditen gegeben.
„kompliziertes und unnötiges Produkt“
Die Begründung warum Zertifikate unnötig sind habe ich in deinem Text nicht gefunden.
„Zu der Zeit lag der Leitzins der EZB immerhin bei 1,25% und nach den ganzen Turbulenzen an der Börse, wäre das Tagesgeldkonto oder das Sparbuch ggf. die passendere Wahl gewesen. Zumindest für ahnungslose Kunden mit keinem hohen Risikobewusstsein.“
Zu diesem zeitpunkt wäre ein Garantiezertifikat das perfekte Investment für risikoaverse Anleger gewesen.
„Die meisten Menschen gehen nahezu 1/3 unseres Lebens für das Geld arbeiten und beschäftigen sich so gut wie gar nicht mit den eigenen Finanzen.“
Ich trage diese Aussage zu 100%
Ich hoffe du verstehst, dass ich meine Punkte nicht böse meine. Stattdessen möchte ich zum Diskurs einladen.
Natürlich ist es für Kunden besser, wenn Sie sich selbst um die Sachen kümmern. Das können und möchten viele aber nicht machen.
Manche bringen Ihr auto auch jedes Jahr 2x zum Reifenwechsel. Das ist teuer und dauert länger als die Räder eben selbst zu wechseln. Dennoch kann ich jeden verstehen, der sich dafür entscheidet.
Banken sind nicht nur schlecht. Auch wenn die Bänker sich alle Mühe geben die Menschen davon zu überzeugen;)
Hallo Hans,
erstmal herzlichen Dank für diesen mühevollen Kommentar deinerseits sowie der kreativen E-Mail-Adresse. Und auch danke für Dein Lob sowie die sachliche Kritik. Ich bin begeistert, wie viel Erfahrung Du teilst! Beim Lesen musste ich teilweise schmunzeln und teilweise habe ich mich geärgert. Geärgert habe ich mich aber überwiegend über mich, denn ich stimme Dir in vielen Punkten zu. Vor allem aber ärgere ich mich darüber, dass ich für diesen Beitrag anscheinend nicht ausreichend recherchiert habe. Die Kritik mit der Schärfe und der möglicherweise zu starken Subjektivität nehme ich gerne an. Allerdings fand ich diese bei diesem speziellen privaten Thema angebracht, da ich jetzt (theoretisch) bei anderer Beratung ein deutlich größeres Vermögen haben könnte. Die Opportunitätskosten sind es, die mich so oft an den geradlinigen Verkaufsangeboten von Banken stören.
Aufgrund meiner Optionshandelerfahrungen habe ich mittlerweile eine grundlegende Abneigung gegenüber ähnlich gelagerten Derivaten wie Zertifikaten oder Optionsscheinen entwickelt. Das liegt zum einen daran, dass diese leider nur einseitig handelbar sind und zum anderen, dass diese bewusst so stark von Banken beworben werden. Sie sind halt sehr profitabel für die Banken und daher werden diese zu oft an unwissende Kunden weitergegeben. Und natürlich vertraue ich einem Bankberater, weil er mehr Ahnung hat. Du hast den Vergleich eines Fallschirmsprunges genannt. Hier gibt es nur Richtig oder Falsch. Bei einer Bankberatung sollte aber darüber aufgeklärt werden, welche verschiedenen Fallschirme (Bandbreite Finanzprodukte) es gibt, aus welcher Höhe gesprungen werden sollte (Risikoaversität) und ob gerade Unwetter herrscht (Marktphase-/zyklus). Oftmals wird in solchen Gesprächen nur 1 oder 2 Produkte angesprochen. Und das zieht sich leider durch viele Erfahrungen von mir und meinem Umfeld durch. Natürlich gehören immer zwei Seiten dazu und niemand sollte irgendwas abschließen, um Hauptsache etwas abgeschlossen zu haben. Aber selbst ich schaffe es in meinem Umfeld, Euphorie für dieses Thema bei verschiedensten Menschen zu wecken und ich habe nur zu oft gehört: „Ach so einfach ist das, jetzt habe ich das endlich mal verstanden“. Das sollte dann eigentlich auch ein ausgebildeter Bankberater hinbekommen.
Das mit dem Express/Garantie-Zertifikat und deren Funktionsweise habe ich jetzt noch mal nachgelesen und hier kann man durchaus über einige Aussagen von mir streiten. Das es leider keine Informationen mehr zum Zertifikat vorhanden sind, ist wirklich schade und lädt daher zu Vermutungen ein. Hier kann leider nur spekuliert werden und das habe ich für die Gesamtheit meiner Leser versucht anschaulich zu machen. Daher die Vergleiche mit anderen Indizes bzw. Fonds. Den Hieb mit den Vertriebskosten muss ich einstecken, stimmt.
Ich hoffe, ich verliere Dich nicht als Leser und lade Dich gerne wieder zu solchen mühevollen Kommentaren ein. Vorausgesetzt ich schreibe noch mal ähnlichen Blödsinn ;-)
Darf ich frage, woher Du Deine Expertise hast?
Grüße,
Alex
Hallo Alex,
vielen Dank für deine Rückmeldung und das veröffentlichen meines Kommentars.
Anhand deiner Worte kann ich erahnen, dass du meine Punkte gut aufgenommen hast.
Ich habe sicherlich auch bewusst an der ein oder anderen Stelle die Sachen überspitzt, aber nur so kann man einen Diskurs anregen.
Meine „Expertise“ kommt daher, dass ich grob aus dem genossenschaftlichen Sektor komme. Deshalb ist das Thema auch für mich sehr subjektiv geprägt;)
In diesem Rahmen durfte ich u.a. individuelle Zertifikate konzipieren und die Markteinführung begleiten. Das Thema passte also ganz gut.
Möglicherweise kann ich an der Stelle auch ein paar Tipps geben, wie man bei den Regionalbanken an die richtigen Berater gerät:
– Bereits bei der Terminvereinbarung klar machen, dass man auch „speziellere“ Anlagelösungen angeboten bekommen will -> häufig sind die Mitarbeiter dann schon ein wenig „verschreckt“ und holen zum Termin jemanden dazu der hoffentlich mehr Ahnung hat und ein breiteres Produktportfolio anbieten darf
– Fragt aktiv nach den verschiedenen Depotmodellen. -> Viele Regionalbanken haben mittlerweile auch das Thema ETFs für sich entdeckt
– Schafft ein beidseitiges Vertrauensverhältnis -> je mehr euch der Berater kennengelernt habt, desto eher wird er euch auch mal Sachen außerhalb der „Hausmeinung“ zeigen.
– Schaut euch im Vorfeld an, ob die Bank eine Fachabteilung hat, und lasst euch direkt einen Termin dort geben. Mit dem Hinweis man will Aktien ordern und das taggleich sollte das einfach möglich sein.
– Gebt euer Investitionsbudget gerne etwas großzügiger vor, als es später wirklich ist -> man brauch jetzt nicht nach ner Empfehlung für 1Mio fragen wenn man nur 10T anlegen will, aber nach einem gesunden Aufrunden gibt sich der Berater sicherlich etwas mehr Mühe.
Es gibt für Anlageberater nichts schöneres, als hin und wieder mit Kunden zu sprechen die zumindest ein bischen Ahnung von der Materie haben, oder sich damit beschäftigen wollen.
Selbstverständlich werde ich als Leser weiterhin dabei bleiben. Deine Grundidee eines „Finanzdenken“ ist ja durchaus unterstützenswert.
Wenn ich an der Stelle noch ein, zwei Fragen/Wünsche äußern darf (die kannst du vor Freigabe des Kommentars auch gerne löschen)
– Warum diese extreme Ausrichtung auf den Cashflow? Möglicherweise hab ichs übersehen, aber ich habe bislang noch keine Übersicht über den netto Cashflow, also eine Verrechnung von Sparraten und Ausschüttungen gesehen. Warum nicht thesaurierende Lösungen nutzen und dafür die Sparpläne reduzieren?
– Hast du mal eine konkrete Auswertung gemacht, welche Performance dein klassisches Depot (ex Optionen) im Gegensatz zu einem ETF-Portfolio gemacht hat? Würde mich mal interessieren.
– Hast du dich schonmal mit dem Thema Aktienrückkäufe als Art der steuerfreien Dividende beschäftigt?
– Mach doch mal einen Vergleich von aktiven Investmentfonds, ETFs und deinem aktiven Depot. Oder ein Vergleich von bei den Regionalbanken vertriebenen Zertifikaten und den Optionsstrukturen wenn man es sich selber bastelt.
Gruß Hans
Ich schaffe es leider nicht täglich hier reinzuschauen und bevor ich Deinen Kommentar vergessen hätte, habe ich diesen eine Weile offen gelassen, bis ich die nötige Zeit hierfür hatte. Daher die verspätete Freigabe. Bei kleineren Kommentaren antworte ich idR direkt.
Dann habe ich ja wirklich einen Profi auf der anderen Seite sitzen und kann sehr gut verstehen, wieso es Dich zu dem ausführlichen Kommentar getrieben hat. In dem Zuge ein großes Dankeschön für Deine ganzen Tipps und Anregungen. Jeder, der diesen Kommentar liest, hat jetzt gute Anhaltspunkte für das nächste Gespräch. Ich denke, dass es hier aber auch wieder Bankenabhängig ist. Meine damalige Hausbank im tiefsten Sauerland hatte nur die „Hausmeinung“ und andere Angebote gab es nicht. Durch aktuelle Gespräche weiß ich, dass auch jetzt immer noch Fonds (oder Zertifikate) und keine ETFs angeboten werden.
Alle Kommentare werden original veröffentlicht (außer es sind Werbe-/Spam-Nachrichten), weil das hier eine ganz normale und neutrale Plattform darstellen soll. Ich will nichts verkaufen und habe es daher nicht nötig, irgendwas zu verändern oder verfälschen. Es ist ein großes Hobby und das wird es bleiben. Dann erstmal Danke, dass Du als Leser dabei bleibst und für Deine Ideen kommender Beiträge.
Zum Thema Cashflow, habe ich hier meine 3 Hauptargumente genannt: https://finanzdenken.de/3-gute-gruende-fuer-dividendenaktien/ ; natürlich gibt es genügend Rechenbeispiele im Internet, wieso sich thesaurierende ETFs aus rein rentabler Sicht als ausschüttende ETFs. Aber es kommt auf die persönliche Zielrichtung an. Mein Ziel ist es, mein Depot zu vererben und den Cashflow beizubehalten. Ohne Verkäufe oder eine 4% Regel, die es komplizierter machen, falls meine Kinder hierauf keine Lust haben. Wie aus einer Rentenversicherung kommt einfach Kohle und fertig.
Die drei anderen Themen habe ich mir auf meine Liste geschrieben und werde die nach und nach thematisieren :-)!