Aktienhandel: rational statt emotional

Börse und

Emotionen

Negative Emotionen sind renditemindernd

Emotionen wie Wut, Furcht, Enttäuschung oder aber die Angst, sind für Handlungen an der Börse sehr unvorteilhaft. Die Angst, steigende Kurse zu verpassen (Fear Of Missing Out – FOMO) oder aber auch die Angst, im Bärenmarkt zu früh eingestiegen zu sein und somit weitere Kursverluste ertragen zu müssen sind absolut menschlich. Aber objektiv betrachtet sind diese Emotionen hinderlich. Genau diese Ängste muss man überwinden, denn niemand schafft es dauerhaft den besten Zeitpunkt für Aktienkäufe zu erwischen. Siehe hierfür auch meinen Beitrag „Wie verhalte ich mich im Bärenmarkt?„. Der beste Zeitpunkt war in der Regel immer gestern. Und wenn man weiß, dass man mit Aktien langfristig im Plus sein wird, wird man als langfristiger Anleger deutlich gelassener.

Positive Emotionen sind renditenmindernd

Aber auch Emotionen wie die Euphorie und die Gier sind ebenfalls schlechte Begleiter an der Börse. Die Gier nach schnellem Reichtum oder dem einen Lucky Punch, minimieren das Kapital nach und nach. Man benötigt sehr viel Glück, um das eine Einhorn unter den Unternehmen zu finden, welches das nächste Amazon, Apple oder Microsoft sein wird. Glück gehört im Leben immer mit dazu, allerdings sollte es nicht die einzige Grundlage für solche Entscheidungen sein. Warum die Euphorie an der Börse ein schlechter Begleiter ist, kann man wunderbar an dem Jahr 2000 und der hier geplatzten Dotcom-Blase erkennen. Durch die starke Verbreitung von Computern und dem Internet, schien jedes der gegründeten New-Economy-Unternehmen nur eine Marktrichtung zu kennen: Rasant nach oben. Es war völlig egal, ob das Unternehmen Umsätze generiert oder nicht. Alles ging nach oben. Jeder investierte sein Geld in solche Aktien, denn es herrschte eine breite Euphorie in der Gesellschaft. Man konnte ja nur gewinnen, wenn alles steigt. Eine derart starke Euphorie und Übertreibung ist allerdings ein typisches Anzeichen einer Blasenbildung. Der NASDAQ und der deutsche TecDAX sanken in der folgenden Krise um 80% ab. Wer sich hiervon ein Bild machen möchte, der sollte sich mal den Aktienchart von der deutschen Telekom AG anschauen. Diese hatte ihr Allzeithoch bei knapp über 100€ im Jahr 2000 und sank daraufhin bis ins Jahr 2002 auf knapp 9€. Bis heute hat sich dieser Kurs nicht annähernd erholt.

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Quelle: Google Finanzen FRA:DTE

Warum so

emotional?

Finanzdenken Idee

Unwissenheit erhöht das Risiko

Die Geldanlage sollte grundsätzlich ganz nüchtern erfolgen. Damals ging man schließlich auch zu seinem Anlageberater des Vertrauen bei der örtlichen Bank und ließ sich irgendwelche Fonds verkaufen. Hier wurde nicht weiter nachgefragt, denn es hörte sich ja alles so super an. Das Produkt wurde gekauft und von nun an monatlich bespart. Nun schaffen es viele Deutsche sich ein Depot zu eröffnen und ihre ersten eigenen Aktien- und ETF-Investitionen zu tätigen. Wieso schaffen es die Anleger nicht auf gleiche Art und Weise an ihre eigenen Finanzentscheidungen zu glauben? Einfach monatlich besparen und gar nicht erst an das Verkaufen zu denken? Sie sind sich unsicher und zweifeln ihre eigenen Entscheidungen an. In meinen Augen, fehlt ihnen ein Basiswissen und eine Finanzplanung, um an ihren Zielen und ihrer Vorgehensweise langfristig festzuhalten.

Emotionen und das Geld

Ein weiteres Problem im Zusammenhang mit dem Geld, ist die Gier. Warum streben die Menschen überhaupt nach „immer mehr“? Warum spielen Millionen von Menschen weltweit Lotto und hoffen auf den großen Jackpot? Wieso rufen die Menschen, die in der Werbung eingeblendeten Nummern an, um einen Sofortgewinn zu erhalten? Oder warum kaufen sich Menschen riskante Aktien und zocken an der Börse, anstatt rational zu investieren? Dabei weiß man doch, dass schnell reich werden nicht funktioniert.

Geld als Äquivalent zur Zeit

Weil Geld ein Äquivalent zur Zeit ist. Die Menschen wollen finanziell unabhängig sein und ihre Zeit so nutzen, wie sie es möchten. Es wird medial suggeriert, dass dies möglich ist, wenn man stinkreich sei. Und umso schneller man reich ist, umso schneller hat man Zeit und auch Geld für andere Sachen. Stattdessen muss man 3/4 seines Lebens mit Schule und Arbeiten verbringen, um Rechnungen zu zahlen und anderweitigen Verpflichtungen nachzukommen. Man ist gefangen – wie einem Hamsterrad. Das Geld bestimmt ihr Leben.

Rationales Handeln und einen Fokus auf das Ziel

Ein möglicher Weg aus diesem Hamsterrad, ist das stetige Investieren an der Börse. Dies gelingt aber nur, wenn man rational und möglichst emotionslos investiert. Wichtig ist die Erkenntnis, dass Verluste ebenso wie die Gewinne zum Aktienhandel dazugehören. Sobald man eine für sich passende Strategie gefunden hat, sollte man dieser treu bleiben. Erlebte Verluste haben eine höhere Wertigkeit, als erlebte Gewinne. Aus diesem Grund wechseln viele Börsenanfänger von einer Strategie in die nächste, denn es fehlt ihnen an Erfahrung und letztlich an mentaler Stärke. Mit einem festen Ziel vor Augen und der für sich passenden Strategie, behält man jedoch den Fokus auf das Wesentliche. Fehler gehören dazu und Lehrgeld bezahlt auch jeder früher oder später. Es geht hierbei jedoch um das langfristige Ziel. Kein schnelles reich werden, sondern ein langfristiges Investieren. Der Faktor Zeit und damit auch der Zinseszins spielen einen sehr entscheidenden Faktor hierbei.

„Der Zinseszinseffekt ist das achte Weltwunder. Wer ihn versteht, verdient daran, alle anderen bezahlen ihn.“ – Zitat Albert Einstein

Antizyklisch statt Prozyklisch

Königsdisziplin: rationales antizyklisches Handeln

Viele Anleger stiegen im Jahr 2000 prozyklisch ein, d.h. wenn Kurse steigen werden sie interessant, die Aufmerksamkeit steigt und die Leute investieren. Die Euphorie und die Gier überwiegen. Dieses Phänomen kann man im Mai und Juni 2020 erkennen, denn es sind in den USA sehr viele Neueröffnungen von Depots zu verzeichnen und das Kleinanlegerhandelsvolumen stieg rasant an. Neue Anleger, FOMO, TINA und die Milliarden €/$ der Zentralbanken sowie Regierungen tragen maßgeblich zu den steigenden Kursen bei. Diese haben sich jedoch sehr stark von den realwirtschaftlichen Daten abgekoppelt. Viele reden von einer neuen Technologie-Blase. Dies habe ich in meinem Beitrag „Habe ich im Corona-Crash richtig gehandelt?“ näher beschrieben.

Emotionsloses Handeln ist renditefördernd

Wenn die Kurse fallen, sinkt das Interesse und die Leute verkaufen. Die Angst und Furcht überwiegen. Rational gesehen wäre jedoch die antizyklische Vorgehensweise die profitablere. Also wenn die Mehrheit der Anleger ihre Aktien verkaufen, hat es sich in der Vergangenheit stets ausgezahlt, diese verkauften Aktien nun zu günstigeren Kursen einzusammeln. Im Krisenzeiten werden nun mal die Grundsteine für ein Vermögen gelegt. Der emotionale Anleger investiert demnach prozyklisch und der rationale Anleger investiert antizyklisch. Um sich selber erst gar nicht zu einem emotionalen Handeln verleiten zu lassen, kann man sich mit einem Sparplan selber zügeln. Monatlich wird eine Summe X investiert, egal ob aktuell Euphorie / Panik oder ein Bullen- / Bärenmarkt herrscht. Die Vorteile eines Sparplanes habe ich hier beschrieben „Einmalinvestition oder Sparplan?“.

Wissen ist Macht

Dieses Prinzip der langfristigen Geldanlage haben viele meiner Freunde und Bekannte in meinem persönlichen Umfeld verstanden. Seit Ende Februar 2020 und dem dortigen heftigen Börsenabschwung werde ich regelmäßig kontaktiert und nach meiner Meinung gefragt. Die meisten Fragen gingen in diese Richtung: „soll ich jetzt schon einsteigen oder noch warten?“ oder „soll ich meine Sparrate für die Sparpläne erhöhen?“. Diese Personen haben verstanden, dass man sein Kapital an der Börse langfristig vermehren kann und das die gesunkenen Kurse wie ein zeitlich begrenzter Rabatt anzusehen sind. Jeder hat ein Ziel vor Augen und eine für sich passende Strategie. Sie haben sich ein Finanzdenken angeeignet und handeln rational.

Gegen den Strom

Nicht der Herde folgen

Anders hingegen verhält es sich in vielen Facebook-Gruppen oder angstmachenden YouTube-Videos von Crash-Propheten. Aus Angst vor weiteren Kursverlusten (Buchverlusten) und dem bevorstehenden „Weltuntergang“ – denn dieses Mal sei doch alles ganz anders – wird panisch alles verkauft, um noch zu retten, was zu retten ist. Somit wurden die Buchverluste realisiert, denn die Aktien oder ETFs wurden verkauft, anstatt sie zu behalten oder gar vergünstigt nachzukaufen. Solche Personen haben keine passende Strategie oder ein konkretes Ziel vor Augen gehabt. Eventuell waren sie auch blutige Börsenanfänger und mit der Situation überfordert. Daher ist ein solides Basiswissen und ein Investitionsleitfaden wichtig, um sich ein Finanzdenken anzueignen.

Fazit

Sei ein Hartgesottener, kein Zittriger

Der berühmte André Kostolany teilte die Börsianer in zwei Kategorien: Die Hartgesottenen und die Zittrigen. „Die Hartgesottenen sind Anleger und Spekulanten in dem Sinne, wie ich die Worte verstehe. Sie gehören langfristig zu den Gewinnern an der Börse. Ihre Gewinne bezahlen die Zittrigen, zu denen ich vor allem die Börsenspieler zähle“. (André Kostolany in Die Kunst, über Geld nachzudenken) Ein Crash, eine Krise oder eine Rezession trennen die Hartgesottenen und die Zittrigen voneinander. Handle rational, nicht emotional. Sei ein Hartgesottener und denke langfristig. Aber vor allem, bleib gesund! Cheerio.

Disclaimer

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