Investitionsleitfaden Teil 3 (Investieren)
Rückblick
Was Du bis hierhin gelernt hast
Mithilfe Deiner persönlichen Bilanz hast Du Deine Einnahmen und Ausgaben gegenübergestellt. So kannst Du genau sehen, welches Geld zu Dir hin und von Dir weg fließt. Durch die Erhöhung Deiner Einnahmen und/oder das Senken Deiner Ausgaben erreichst Du, dass am Monatsende unterm Strich mehr übrig bleibt. Mehr übrig bleiben bedeutet in diesem Zusammenhang, mehr sparen zu können. Sparen bedeutet, bewusst Prioritäten bei Deinen Einnahmen und Ausgaben zu setzen. Als Faustformel: mind. 10% des Einkommens sollten gespart werden. Anfangs sollte das gesparte Geld für den Aufbau einer Notreserve genutzt werden. Diese hilft Dir, finanziell Notlagen souverän zu meistern. Ist Deine Notreserve in einer für Dich passenden Höhe aufgebaut, beginnt die eigentliche Finanzplanung. An dieser Stelle werden Dein Anlageziel, Anlagedauer, Anlageart und Risikobereitschaft definiert. Im Fokus sollte hierbei allerdings Deine privat Altersvorsorge stehen.
Vorsorgen und Kapital aufbauen
Vorsorgen und Kapital aufbauen geht meines Erachtens nach mit Investitionen in Unternehmen am einfachsten. Aktien sind nämlich Unternehmensbeteiligungen. Wie bereits geschildert, sind Investitionen in Aktien und ETFs für den Privatanleger in meinen Augen die beste Wahl. Die Eintrittsbarrieren sind sehr niedrig, denn ein Depot ist schnell eröffnet und ab 10€ monatlicher Sparrate ist ein ETF-Sparplan eingerichtet. Mit Investitionen in weltweit gestreuten ETFs profitiert man von der Weltwirtschaft und hat im Gegensatz zu einer Immobilie kein örtliches Klumpenrisiko, keine hohen anfänglichen Kosten (Anschaffungskosten) und benötigt prinzipiell nicht so viel Hintergrundwissen. Daher wird folgend die Vorgehensweise für Investitionen in Wertpapiere geschildert.
Strategie
Zwei wichtige Faktoren: Die Anlagestrategie und die Anlage an sich
Grundlegendes Basiswissen aneignen
Dein Ziel solltest Du Dir bis hierhin bereits gesetzt haben, denn darauf aufbauend wird die Strategie entwickelt. Hierfür solltest Du Dir vorab den Menüpunkt „Basiswissen“ anschauen. Denn es macht durchaus Sinn, zu wissen, was eine „Aktie“ ist und was ein „ETF“ sind. Zudem solltest Du Dir die Infos zur „ETF-Auswahl“ anschauen und Kenntnis haben, was eine „Dividende“ ist.
Die Strategie richtet sich nach dem Anlageziel
Aktien haben das Risiko, dass die Investition lediglich auf den Schultern von nur einem Unternehmen lasten. Das bedeutet, dass es risikoreicher ist, seine Investition auf nur wenige Aktien zu streuen anstatt auf ganz viele, wie es bei einem ETF der Fall wäre. Für einen Börsenanfänger würde ich daher eindeutig die Investition in einen ETF empfehlen. Mithilfe von diversifizierten ETFs erhält man laut den vergangenen 200 Jahren, eine marktübliche Realrendite von 6,6% (Jeremy J. Siegel) jährlich. Unterstützend für Deinen Anlageerfolg können natürlich noch Einzelaktien sein, um beispielsweise in Wachstumswerte für mehr Rendite oder in Dividendenaktien für höhere und/oder mehrere Ausschüttungen zu investieren. Einzelaktien bedeuten allerdings mehr Risiko. Risiko geht wiederum mit Rendite einher. Ich persönlich verfolge seit über 3 Jahren die Dividendenstrategie und erziele mein Einkommen aus über fünf verschiedenen Einkommensquellen.
Thesaurierend oder Ausschüttend?
Es gibt bei den ETFs sogenannte thesaurierende ETFs und ausschüttende ETFs. Thesaurierend bedeutet lediglich, dass die ausgezahlte Dividende aller darin enthaltenen Unternehmen automatisch wieder reinvestiert wird. Bei den ausschüttenden ETFs wird diese Dividende auch an den Aktionär ausgeschüttet. Möchtest Du also einen Kapitalstock mithilfe des Zinseszins aufbauen, so solltest Du dies mithilfe von thesaurierenden ETFs machen. Möchtest Du allerdings ein passives Nebeneinkommen mittels Dividenden aufbauen, so sind ausschüttende ETFs sinnvoll. Ergänzend hierzu, habe ich folgende Beiträge für Dich „Einmalinvestition oder Sparplan„, „Wie richte ich einen Sparplan ein?“ und „Wie kaufe ich eine Aktie?“ für Dich geschrieben. Diese Schritt-für-Schritt Anleitungen beziehen sich auf die Direktbank comdirect, da ich diese nahezu täglich selber nutze und daher definitiv nur empfehlen kann. Um überhaupt Wertpapiere handeln zu können, benötigt man vorab ein Depot, welches als Aufbewahrungsort der Wertpapiere dient. Dieses sollte möglichst bei einer Direktbank wie beispielsweise der comdirect sein, denn so entgeht man den Depotkosten und die Orderkosten sind in der Regel günstiger. Weitere Direktbanken oder Broker findest Du samt Informationen in meinen Empfehlungen. Über den Banner (Affiliate-Link) gelangst auch Du sofort zur Depoteröffnung bei der comdirect.
Strategie mit der man sich wohl fühlt
Dein Ziel und Deine Strategie sind insofern wichtig, dass Du sie langfristig durchhältst. Die mentale Stärke und der psychische Aspekt werden bei den Investitionen am Aktienmarkt häufig außer Acht gelassen. Mehrere Studien belegen, dass Privatanleger den Markt-Ergebnissen um mehrere Prozentpunkte hinterherhinken. Auch wenn diese in ETFs investieren und somit theoretisch die übliche Marktrendite erwirtschaften, wirkt das individuelle und emotionale Verhalten der Anleger renditenmindernd. Diese schichten ihr Depot zu oft um, weil keine Strategie vorhanden ist oder sie sich mit ihrer Strategie nicht 100%ig wohl fühlen. Oder sie verkaufen zu ungünstigen Zeiten (Panikverkäufe), wenn die Kurse sinken. Sie handeln emotional und nicht rational. Baue Dir Dein Portfolio auf und lasse es laufen, ohne viel daran zu ändern. Daher ist es wichtig, Dich mit Deiner Strategie wohl zu fühlen und diese beizubehalten.
Investment
Das Weltportfolio
Viele Börseneinsteiger suchen nach der Universallösung und dem einen perfekten Portfolio. An dieser Stelle wird oftmals ein Weltportfolio empfohlen. Dies ist auch durchaus sinnvoll, denn breiter streuen bzw. diversifizieren und somit sein Risiko zu streuen ist nicht möglich. Doch das Weltportfolio wird unterschiedlich interpretiert und lässt sich sehr variabel zusammensetzen, sodass ich an dieser Stelle zwei Varianten vorstellen möchte. Diese zwei Beispiele stellen nur meine persönliche Meinung dar und sollen keine Anlage- oder Kaufempfehlung sein. Grundgerüst für ein Weltportfolio bilden hierbei immer die Industrieländer und die Schwellenländer. Ausführliche Informationen zu vielen ETFs erhält man auf www.justetf.com, www.extraetf.com oder auf der jeweiligen Seite des Anbieters. Detailinformationen über den jeweiligen ETF kann man zudem aus dem Datenblatt bzw. Factsheet entnehmen.
Weltportfolio
All-World
1 ETF-Lösung: Vanguard FTSE All-World UCITS ETF
Dieser ETF von Vanguard bietet Zugang zu Aktien aus Industrie- und Schwellenländern weltweit. Der Index besteht aus rund 3.900 Positionen aus annähernd 50 Ländern und deckt somit mehr als 95% der weltweit investierbaren Marktkapitalisierung ab. Die Marktallokation oder -zusammensetzung besteht zu 54,6% aus USA. Es folgen Japan mit 7,7%, das Vereinigte Königreich mit 5,1% und China mit 4%. Größte Einzelpositionen sind Apple mit 2,5%, Microsoft mit 2,3% und Alphabet mit 1,5%. Es gibt diesen ETF als thesaurierende und ausschüttende Variante:
Ausschüttend: Vanguard FTSE All-World UCITS ETF Distributing
Der ETF mit der Wkn A1JX52 hat ein Fondsvolumen von 4.020 Mio. USD und eine TER von 0,22%p.a. Seit Auflegung (2012) hat dieser ETF jährlich eine durchschnittliche Rendite von 8,38% erwirtschaftet.
Thesaurierend: Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (USD) Accumulating
Der ETF mit der Wkn A2PKXG hat ein Fondsvolumen von 830 Mio. USD und eine TER von 0,22%p.a. Dieser ETF wurde erst 2019 aufgelegt und es gibt daher nur Vergleichswerte von der ausschüttenden Variante.
-> Wem die Marktallokation nicht stört (USA macht über die Hälfte der Gewichtung und die Schwellenländer nur etwa 12% aus) oder wer sich nicht weiter um seine Investition in ETFs kümmern möchte, für den ist diese 1 ETF-Lösung ideal. In der Vergangenheit lag man jedenfalls mit der Übergewichtung der USA nicht falsch.
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Weltportfolio
World & EM
2 ETF-Lösung: MSCI World und MSCI Emerging Markets
Wem die Gewichtung von Industrieländer und Schwellenländer bei der 1-ETF-Lösung nicht gefällt, der kann sich seine bevorzugte Gewichtung selber festlegen. Empfohlen wird ein Verhältnis von 70% World und 30% EM. Mit dieser Variante hat man ebenfalls die Industrie- und Schwellenländer abgedeckt und profitiert somit von der Weltwirtschaft. Es gibt zahlreiche World und EM ETFs, daher nenne ich folgend beispielhaft jene mit dem größten Fondsvolumen.
iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc)
Dieser thesaurierende ETF mit der Wkn A0RPWH hat ein Volumen von 20.342 Mio. USD und eine TER von 0,2%p.a. Seit Auflegung (2009) hat dieser ETF jährlich eine durchschnittliche Rendite von etwa 8% erwirtschaftet.
iShares Core MSCI Emerging Markets IMI UCITS ETF (Acc)
Dieser thesaurierende ETF mit der Wkn A111X9 hat ein Volumen von 11.379 Mio. USD und eine TER von 0,18%p.a. Seit Auflegung (2014) hat dieser ETF jährlich eine durchschnittliche Rendite von etwa 0,14% erwirtschaftet. Das Ergebnis ist aufgrund von Covid-19 stark abgerutscht.
Fazit
Es gibt keine Universallösung
Wie Du siehst, verfolgen beide Varianten das gleiche Ziel, sind allerdings in ihrer Zusammensetzung unterschiedlich. Für welche Variante man sich nun entscheidet oder ob man beispielsweiter unter www.extraetf.com/etf-portfolio noch nach weiteren Inspirationen sucht, bleiben einem allein überlassen. Es ist schließlich Dein Geld und daher auch Deine Entscheidung.
Einfach machen…
Manche Anleger möchten gerne noch Immobilien abdecken, glauben speziell an den Aufstieg Chinas oder wollen monatliche Dividendenausschüttungen erhalten und benötigen somit weitere ETFs oder Einzelaktien. Bei den ganzen Überlegungen und Umstellen des Portfolios sollte man jedoch einen wichtigen Grundsatz nicht vergessen: Keep It Simple. Diese Weisheit, welche viele Anleger mit viel Lehrgeld bezahlt haben, hört man immer wieder. Neben der anderen Weisheit, dass man einfach anfangen sollte. In diesem Sinne, viel Erfolg!
Disclaimer
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Der Autor ist an manchen der genannten Unternehmen beteiligt (Transparenzhinweis). Alle von mir veröffentlichen Informationen und Zahlen, Einschätzungen und Bilder sind von mir nach besten Wissen und Gewissen erstellt worden. Aufgrund dessen übernehme ich keine Gewähr, Garantie, Haftung oder Zusicherung für die Richtigkeit. Alle Beiträge stellen weder eine Anlageberatung noch eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren, Optionen oder anderen Finanzinstrumenten dar. Das Investieren in Wertpapiere, Optionen oder anderen Finanzinstrumenten ist grundsätzlich mit Risiken behaftet und kann zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen. Bei den beworbenen Links handelt es sich um Affiliate-Links, d.h. Dir entstehen hierdurch keine Nachteile und ich erhalte lediglich eine Provision für die Vermittlung.
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